2014 berichteten Natália Albuquerque und Paulo Durán von der horrenden Spekulation mit Immobilienpreisen in Rio de Janeiro. Ursache war, dass die Menschen hier mit ausländischem Geld rechneten, das durch die WM ins Land fließen würde. Die Preissteigerungen haben insbesondere die brasilianische Mittelschicht getroffen. 2014 haben die Preise ihren Höhepunkt erreicht, mittlerweile hat sich die Lage trotz der Olympischen Spiele etwas entspannt. "Es kann natürlich daran liegen, dass die Menschen mit solchen Preisen nicht mithalten konnten", sagt kritisch der 38-jährige Soziologe Paulo Durán. Er ist Professor an der Katholischen Universität von Rio de Janeiro.
Natália Albuquerque, 36, ist Anthropologin und zur Zeit arbeitslos. Das Ehepaar aus Ipanema ist ein klassisches Beispiel für die brasilianische Mittelschicht. Vor zwei Jahren beklagten die beiden, dass die Brasilianer am Geschehen der WM nur am Rande teilnehmen würden, da die Tickets
überteuert waren. "Ich glaube, diesmal hat niemand etwas anderes erwartet", sagt Natália. Es gehe den Bewohnern von Rio de Janeiro vielmehr um die Veränderungen der Stadt. Viel Geld wurde in die Bereiche Sport, Freizeit und Kultur investiert. Und davon würden alle längerfristig profitieren, meinen die beiden.
Viele würden behaupten, es müsse erstmal etwas für Bildung und Gesundheit getan werden. "Aber das eine schließt das andere nicht aus", meint Natália. Nichtsdestotrotz bleibt das Gefühl, dass diese Spiele finden einfach zum falschen Zeitpunkt stattfinden, denn die Stadt Rio weist gravierende Zustände im sozialen Bereich auf. Das ist ein Widerspruch zu den hohen Kosten einer derartigen Veranstaltung, findet das Ehepaar Albuquerque-Durán. "Der schlechte Beigeschmack kommt vor allem daher, dass eine Handvoll korrupter Politiker und ein paar Bauunternehmen auf Kosten der Stadt reich und reicher wurden", sagt Paulo verärgert.
Es gibt noch eine Reihe Probleme, die der Lebensqualität in der Stadt schaden. "Wenn wir aber ehrlich sind, haben diese Probleme diesmal sehr wenig mit den Olympischen Spielen zu tun. Wären die Spiele nicht hier, hätten wir höchstwahrscheinlich dieselben Probleme ohne einige Vorteile, von den wir alle jetzt profitieren", sagt Natália Albuquerque.