Dayse ist Heilpraktikerin und betreibt ihre eigene Praxis in der Innenstadt von Rio de Janeiro. Sie kommt direkt auf den Punkt: "Für mich bedeuten solche Weltereignisse in der Stadt in erster Linie weniger Werktage und höhere Lebenskosten - also einen gesamten Monat voller Angst und Bange, denn die Rechnungen kommen pünktlich, egal was sonst noch stattgefunden hat." Dieses Jahr hat die 60-jährige Heilpraktikerin aus der Erfahrung mit der Weltmeisterschaft 2014 gelernt. Sie hat früh begonnen, Überstunden zu machen und an den Wochenenden zu arbeiten, um den Monat der Olympische Spiele finanziell zu decken. Die arbeitende Bevölkerung mache mit den Olympischen Spielen keinen Gewinn.
2014 hatte uns Dayse viel von den Verkehrsproblemen der Stadt erzählt und sich gefragt: Was wird nach der WM geschehen, wenn das Geld nicht mehr da ist, und die Gäste aus aller Welt in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind? Für die Einwohner von Rio stellt sich die Frage auch jetzt wieder. Es sei oft versprochen worden, dass die Olympischen Spiele eine bessere Infrastruktur in der Stadt hinterlassen würden. Und tatsächlich stellt Dayse Damasceno fest, dass das Straßennetz der Stadt etwas verbessert worden ist, auch wenn nicht alle Versprechen gehalten worden seien. "Im Moment könnte man fast erwarten, wenn die Regierung auch ohne die Anwesenheit der internationalen Presse die unfertigen Maßnahmen zu Ende führt und die fertigen gut pflegt", sagt Dayse bestimmt.
Allerdings sei auch einiges schief gelaufen. Zwei Dinge haben die Heilpraktikerin besonders empört: Die Guanabara-Bucht wurde einfach nicht saniert, obwohl das versprochen war. "Es werden wahrscheinlich die ersten Olympischen Spiele der Welt sein, bei denen Ruderer und Segler mit Hepatitis und ähnliches heimkehren", sagt Dayse sarkastisch. Das zweite ist der Golfplatz. Alle Welt freue sich darüber, dass Golf zum ersten Mal bei den olympischen Disziplinen dabei ist. Doch dass dafür ein Stück Naturschutzgebiet gerodet worden ist, wissen leider nur wenige. "Wie kann das passieren, in einer Zeit, in der das Umweltbewusstsein allgegenwärtig ist?", fragt sich Dayse Damasceno.