EKD-Ratsvorsitzender: Religion hilft bei ethischer Orientierung

Menschen halten sich während eines Gottesdienstes an den Händen.
Foto: Getty Images/Sebastien Desarmaux
EKD-Ratsvorsitzender: Religion hilft bei ethischer Orientierung
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat den Beitrag der Religionen für die Gesellschaft betont.

Menschen seien auf gemeinsame ethische Grundorientierungen angewiesen, "die so etwas wie die Seele einer Gesellschaft ausmachen", heißt es in einem Beitrag von Bedford-Strohm für die Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit": "Dass Religion dabei eine wichtige Rolle spielt, liegt auf der Hand. Sie erreicht nicht nur den Verstand, sondern auch die Seele." Religionsunterricht an Schulen und öffentlich finanzierte Lehrstühle für christliche, jüdische und islamische Theologie seien daher wichtig für ein friedliches Zusammenleben.

"Dass Terroristen sich auf Gott berufen, verstärkt die Skepsis gegenüber der Religion", schreibt Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist. Dies sei aber ein Argument mehr, Religion in die Öffentlichkeit zu holen und zur Debatte zu stellen. Zugleich warnt der EKD-Chef: "Dass fundamentalistische Formen von Tradition keine öffentliche Finanzierung verdienen, versteht sich von selbst. Denn sie stärken nicht den übergreifenden Konsens, sondern sie sabotieren ihn."



Absurd werde die Verteidigung des "christlichen Abendlandes" bei rechtspopulistischen oder gar rechtsradikalen Gruppen, fügt der Sozialethiker hinzu: "Sie sind weit entfernt von christlichen Grundorientierungen wie Nächstenliebe und dem Eintreten für die Schwachen. Zudem ist jede Überlegenheitsrhetorik der christlichen Kultur angesichts ihrer Geschichte unangebracht."

Bedford-Strohm zeigt sich darüber hinaus skeptisch, Religion strikt als Privatsache zu behandeln. Religion könne eine höchst persönliche Sache sein, ins "stille Kämmerlein" dürfe der Staat sie aber nicht verbannen, so der evangelische Theologe. Die Privatisierung von Religion fördere nicht Toleranz und Offenheit, sondern hemme oder verhindere sie sogar.