In Berlin ist am Samstag zum Christopher Street Day (CSD) mit einer Gedenkfeier an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus gedacht worden. Die Gedenkstunde wurde gemeinsam vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg, dem Berliner CSD-Verein und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas veranstaltet. Die Feier fand vor der traditionellen Berliner CSD-Demonstration statt, zu der bis zu 750.000 Teilnehmer aus aller Welt erwartet wurden.
Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, betonte während der Gedenkfeier, dass in Deutschland auf Grundlage des Paragrafen 175 etwa 100.000 homosexuelle Männer polizeilich erfasst und 50.000 verurteilt wurden. Der sogenannte Schwulenparagraf stammte ursprünglich aus der Kaiserzeit, wurde durch die Nationalsozialisten verschärft und bestand bis 1994 fort.
"Es beschämt mich, dass dieses Land so lange am verbrecherischen Paragrafen 175 des Strafgesetzbuches festgehalten hat", sagte Lüders. Sie sprach sich für eine rasche Rehabilitierung und Entschädigung der noch lebenden Opfer aus.
Zugleich mahnte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle: "Homophobie ist mitten unter uns und noch lange nicht überwunden." Sie forderte in ihrer Rede die Ehe für alle, das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare, die Aufnahme des Kriteriums der sexuellen Identität ins Grundgesetz sowie eine Thematisierung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in den Bildungseinrichtungen. Zudem sollten Sondergesetze abgeschafft werden, "sei es ein Lebenspartnerschaftsgesetz anstatt der Ehe oder ein Transsexuellengesetz, das für die Betroffenen unwürdig ist", sagte Lüders.