Der Jugendliche war am Montagabend mit einer Axt und einem Messer auf die Fahrgäste losgegangen. Mindestens fünf Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt, vier von ihnen schwer. Der mutmaßliche Täter wurde von Beamten eines Sondereinsatzkommandos erschossen.
In der Unterkunft des jungen Mannes wurde nach Angaben des bayerischen Innenministeriums eine handgemalte Flagge der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gefunden. Zudem soll der 17-Jährige bei der Tat auf arabisch "Gott ist groß" gerufen haben. Man habe aber bislang "keinerlei Indizien", die auf eine Vernetzung des Attentäters mit islamistischen Organisationen hindeuten würden, sagte Innenminister Herrmann, der einen islamistischen Hintergrund der Tat zunächst nicht ausgeschlossen hatte.
Im Rahmen der Jugendhilfe intensiv betreut
Der Minister verteidigte das Vorgehen der Polizei. Beamte eines Sondereinsatzkommandos hatten den mutmaßlichen Täter nach seiner Flucht aus dem Zug am Montagabend im Stadtteil Heidingsfeld erschossen. "Die Tat war für den Täter nicht abgeschlossen", sagte Herrmann. Es habe ein erhebliches Risiko für die Menschen bestanden, denen der Täter noch hätte begegnen können.
Man habe von dem 17-Jährigen selbst verfasste Texte gefunden, berichtete Herrmann. Darin fänden sich Hinweise, dass der mutmaßliche Täter fordere, dass sich Muslime zu Wehr setzen müssten. Ein anderer Text lese sich wie eine Art Abschiedsbrief.
Der afghanische Flüchtling wurde dem bayerischen Sozialministerium zufolge im Rahmen der Jugendhilfe intensiv betreut. Man müsse jetzt genau analysieren, "wie es trotz dieser guten Voraussetzungen" zu dieser Gewalttat kommen konnte, sagte Sozialministerin Emilia Müller (CSU).
Der mutmaßliche Täter hatte nach Angaben der Polizei gegen 21.15 Uhr in einem Regionalzug auf der Strecke von Treuchtlingen nach Würzburg mehrere Menschen mit einer Axt und mit einem Messer attackiert. Im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld wurde der Zug von einem Mitfahrenden per Notbremse gestoppt.
Alle Schwerverletzten stammen der Zeitung "South China Morning Post" zufolge aus Hongkong. Es soll sich dabei um eine Familie handeln, einen 62-jährigen Mann, seine 58-jährige Frau, deren 27-jährige Tochter und einen 31-jährigen Mann. Der Vater und ein Freund der Familie haben Medienberichten zufolge versucht, andere Mitglieder einer Gruppe vor dem Angreifer zu schützen. Der Uniklinik Würzburg zufolge befinden sich drei Patienten nach dem Axt-Attentat in der Klinik in Behandlung - alle seien lebensbedrohlich verletzt.
Andacht am Mittwoch
Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen zeigten sich am Dienstag entsetzt über den Vorfall. Der katholische Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sagte, man sei in einem solchen Moment sprachlos: "Diese Tat ist nicht zu verstehen." Man wisse nicht genau, was mit diesem jungen Mann war, der von der Polizei erschossen wurde. Hofmann warnte, die Asylsuchenden in Deutschland nun unter Generalverdacht zu stellen: "Vielleicht müssen wir die unbegleiteten Minderjährigen noch mehr begleiten." Ihnen müsse geholfen werden, ihre Traumata zu überwinden.
Die evangelische Würzburger Dekanin Edda Weise zeigte sich ebenfalls schockiert. Man sei mit den Gedanken bei den Opfern und danke den eingesetzten Sicherheits- und Rettungskräften. Zusammen mit dem katholischen Dompfarrer Jürgen Vorndran gestaltete sie um 12.05 Uhr ein gemeinsames Mittagsgebet für die Opfer des Amoklaufs und deren Angehörige. Für Mittwochabend, 19.30 Uhr, ist darüber hinaus eine Andacht im katholischen Neumünster geplant.