Vorurteile, Ressentiments und üble Beschimpfungen seien dabei, "salonfähig zu werden", mahnte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm am Samstag nach einem Treffen zwischen Protestanten und Muslimen in Köln. Zusammen mit dem Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Burhan Kesici, betonte er die Aufgabe der Religionsgemeinschaften, zur Deeskalation beizutragen.
Bedford-Strohm sprach sich neben einem verstärkten Kennenlernen der Menschen beider Religionen auch für mehr Informationen über Christentum und Islam aus. "Religion muss stärker auch als Bildungsaufgabe gesehen werden, auch im Hinblick auf Prävention", betonte der bayerische Landesbischof.
Kesici warb im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) für eine Stärkung des christlich-muslimischen Dialogs an der Basis. "Er findet statt, kann aber sicherlich noch deutlich besser werden", betonte er. Während das Miteinander zwischen evangelischen Christen und Muslimen in den Großstädten gut sei, gestalte es sich in ländlichen Regionen schwieriger.
"Auch Medienschaffende, Politik und Parteien dürfen hier nicht das Augenmaß verlieren und die Stimmung weiter anheizen", mahnte Kesici. Zugleich betonte er: "Wir fühlen uns dem friedlichen Miteinander in Deutschland gemeinsam verpflichtet." Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer in der Aufgabe, mit Nachdruck für die Überwindung von Gewalt einzutreten. "Die Propagierung von Gewalt im Namen Gottes ist Gotteslästerung", hieß es in einem gemeinsamen Papier, das nach dem Gespräch veröffentlicht wurde.
Zugleich verpflichteten sich die Gesprächsteilnehmer, selbst der Frage nachzugehen, inwieweit in ihren jeweiligen Kirchen- und Moscheegemeinden Abgrenzung und damit verbundene Abwertung Anderer befördert werde. 2017 soll das jährliche Treffen von Vertretern der EKD und des Koordinationsrates der Muslime anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums in Wittenberg stattfinden.