In seinem Bericht vor der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sagte Jung am Freitag in Frankfurt am Main: "Wo wir von konkreten Situationen erfahren, auf die wir Einfluss nehmen können, setzen wir uns entsprechend ein - auch mit Bitten an Regierungen, hier tätig zu werden."
Das gelte auch für die Situation in Flüchtlingsunterkünften: "Hier sollen Menschen sicher sein", sagte Jung, der auch im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sitzt. Es lägen ihm allerdings keine gesicherten Kenntnisse vor, dass wir "flächendeckend von einer besonderen Bedrohung von Christen ausgehen müssen". Die Behörden, bei denen die Kirche nachgefragt habe, hätten auch keine solchen Erkenntnisse. Der Kirchenpräsident warnte zugleich davor, die konkreten Einzelfälle, die es gebe, politisch zu instrumentalisieren.
Am 9. Mai hatte das Hilfswerk "Open Doors", das der theologisch konservativen Deutschen Evangelischen Allianz nahesteht, Ergebnisse einer eigenen Umfrage unter christlichen Flüchtlingen vorgestellt. In 231 Fällen gaben Christen, in der Mehrheit Konvertiten, an, wegen ihrer Religionszugehörigkeit beleidigt, drangsaliert oder geschlagen worden zu sein. "Open Doors" sprach von systematischer Verfolgung.
Den Kirchen und der Politik hatte "Open Doors" vorgeworfen, Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge zu verharmlosen. Das hatten Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche zurückgewiesen. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" hatte kritisch über die Angaben berichtet. Dabei war sie unter anderem zwei Berichten von Flüchtlingen nachgegangen.
Gutes ökumenisches Miteinander
Mit Blick auf das Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche sprach Jung von einem vielerorts "guten ökumenischen Miteinander". Deshalb sehe die evangelische Kirche mit besonderer Spannung den Besetzungen der vakanten Bischofsstühle in Limburg und Mainz entgegen. Er wünsche sich, das dort Bischöfe eingesetzt würden, "denen die Ökumene ein Herzensanliegen ist", sagte Jung.