Bonn (epd). Höhere Temperaturen, schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel, extreme Dürren und längere Waldbrandperioden bedrohten das Kultur- und Naturerbe, teilte die Deutsche Unesco-Kommission als Ergebnis einer Studie am Freitag in Bonn mit. Der Temperaturanstieg müsse durch Klimaschutzanstrengungen auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden, "um unser Welterbe für aktuelle und künftige Generationen zu erhalten", forderte die Direktorin des Unesco-Welterbezentrums, Mechtild Rössler.
In der Studie wurden die möglichen Folgen des Klimawandels für 31 Kultur- und Naturerbestätten in 29 Ländern untersucht. Darunter sind Venedig, Stonehenge in Großbritannien, die Galapagos-Inseln, die kolumbianische Hafenstadt Cartagena und der japanische Shiretoko-Nationalpark.
Tourismus könnte beeinträchtiget werden
Auch der Einfluss auf das Wattenmeer wird dokumentiert. Derzeit besuchten jährlich etwa zehn Millionen Menschen das Naturerbe und sorgten für Einnahmen von drei bis fünf Milliarden Euro, hieß es. Das Wattenmeer war 2009 wegen seiner außergewöhnlich großen Artenvielfalt und seiner ökologischen Bedeutung in die Welterbeliste aufgenommen worden. Millionen von Zugvögeln machen dort jährlich Rast. Nach Einschätzung der Unesco-Experten könnten steigende Meeresspiegel und zunehmende Stürme künftig die Landfläche verringern und Vögeln die Nahrungssuche erschweren.
Die Auswirkungen des Klimawandels könnten dazu führen, dass viele Welterbestätten ihren außergewöhnlichen universellen Wert verlieren, warnen die Forscher. Das könne auch den Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung von Welterbestätten vor allem in Entwicklungsländern erheblich beeinträchtigen. Deshalb müsse der Klimawandel in den Managementstrategien für das Kultur- und Naturerbe stärker berücksichtigt werden, empfiehlt die Studie.