Pfarrer: Verdun ist bleibende Verantwortung für den Frieden

Pfarrer: Verdun ist bleibende Verantwortung für den Frieden
Die Erinnerung an die Schlacht von Verdun vor 100 Jahren im Ersten Weltkrieg fördert nach Einschätzung des pfälzischen Friedenspfarrers Detlev Besier den gewaltfreien Umgang mit Konflikten.

Das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem französischen Staatspräsidenten François Hollande am Sonntagnachmittag auf dem früheren Schlachtfeld bei der lothringischen Festungsstadt habe große Symbolkraft, sagte Besier in Speyer in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es zeige, dass aus ehemaligen Todfeinden Freunde werden können.

Merkel und Hollande könnten in der Gedenkstätte von Verdun demonstrieren, dass die deutsch-französische Freundschaft trotz Konflikten stabil sei und durch das gemeinsame Erinnern an die Weltkriegstoten weiter gefestigt werde, sagte Besier. Die beiden Staatsoberhäupter wollen im Beinhaus von Douaumont ein neues Zeichen der Aussöhnung beider Völker setzen. Die Bundeskanzlerin wurde von Hollande zur zentralen Gedenkfeier für den 100. Jahrestag der Schlacht eingeladen.

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Deutsche und Franzosen hätten aus den Schrecken vieler Kriege gelernt und sich in einem langen Prozess ausgesöhnt, sagte Besier, der die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der pfälzischen Landeskirche in Speyer leitet. Ihr Vorbild könne ein weltweites "Exportmodell" sein und helfen, Konflikte wie in der Ukraine oder in Syrien mit friedlichen Mitteln zu lösen.

In Verdun war es am 22. September 1984 an gleicher Stelle zu einer historischen Geste gekommen: Bundeskanzler Helmut Kohl und Staatspräsident François Mitterand hatten sich anlässlich der Zeremonie zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns spontan die Hände gereicht. Das Foto der beiden Staatsmänner gilt als Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung. Beim Kampf um Verdun kamen zwischen Februar und Dezember 1916 mehr als 300.000 Deutsche und Franzosen ums Leben.

Der Schock des Gemetzels in Verdun habe Deutschland und Frankreich schon vor Jahrzehnten dazu gebracht, politisch eng zusammenzuarbeiten und den Austausch der jungen Generation zu fördern, sagte Besier. Nach deren Vorbild engagierten sich auch Nichtregierungsorganisationen in Krisenregionen. Das Land Rheinland-Pfalz versuche in seiner Partnerschaft mit dem früheren Bürgerkriegsland Ruanda die Konfliktparteien friedlich an einen Tisch zusammenzubringen.



Auch die rheinland-pfälzischen Friedensgruppen motiviere die Erinnerung an Verdun, weiter gegen kriegerische Konfliktlösungen und für Abrüstung einzustehen, sagte Besier, der auch Sprecher der Friedensinitiative Westpfalz in Kaiserslautern ist. Bis 20. Juni gebe es eine mehrwöchige Friedensradfahrt von Ramstein über Büchel nach Verdun.

Für die junge Generation stelle sich die Frage nach Schuld und Feindschaft, die ihre "Urgroßväter, die sich in den Schützengräben gegenüber lagen" bewegte, nicht mehr. Dennoch mahne die blutigste Schlacht des Ersten Weltkriegs auch junge Menschen, für den Frieden einzutreten, sagte Besier.