"Mehr Menschen leiden an Demenz oder mehrfachen Erkrankungen", sagte Lilie. Dadurch werde der Pflege- und Behandlungsbedarf immer größer. Der Diakonie-Präsident sprach sich für neue Formen der Unterstützung aus, zum Beispiel in Form einer Teilkaskoversicherung für Pflege. "Die Humanität einer Gesellschaft bemisst sich daran, wie sie mit ihren Alten und Hochaltrigen umgeht", sagte der Theologe. "Diese Menschen stehen nach wie vor im Schatten der gesundheitspolitischen Diskussion."
Als besonderes Problem benannte der Diakoniechef die sogenannte "Drehtürmedizin". Betagte Patienten würden häufig zwischen Pflegeheimen und Kliniken hin- und hergebracht. "Wir wissen aus Untersuchungen, dass sehr alte Menschen in ihrem letzten Lebensjahr vier- oder fünfmal vermeidbare Krankenhausaufenthalte erleiden müssen", sagte Lilie. Dies geschehe, weil die medizinische Versorgung in Pflegeeinrichtungen, aber auch im ambulanten Wohnumfeld häufig nicht ausreiche.
Neben einer besseren Finanzierung setzt Lilie auf Nachbarschaftshilfe. "Die Familie ist nicht mehr so häufig in der ersten Verantwortung für die Pflege ihrer Angehörigen", sagte der Diakonie-Präsident. Kirchengemeinden könnten zusammen mit der Diakonie professionelle Angebote und bürgerschaftliches Engagement verknüpfen. Die Kirche habe landauf, landab ein flächendeckendes Netz: "Wir können anknüpfen an die diakonische Verantwortlichkeit der Gemeinden vor Ort."
Diakonie-Präsident: Palliativgesetz war "Tropfen auf heißen Stein"
Diakonie-Präsident: Palliativgesetz war "Tropfen auf heißen Stein"
Die Diakonie fordert den weiteren Ausbau der Schmerztherapie für alte Menschen. Die 2015 vom Bundestag beschlossene Neuregelung sei "wie ein Tropfen auf den heißen Stein" gewesen, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie dem Evangelischen Pressedienst (epd).