"Weiter verhandeln reicht nach meiner Meinung nicht", sagte Huber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er sei gegen ein "Weiter so". Es müsse neues Vertrauen aufgebaut werden "mit einem anderen Vorgehen und auch mit anderen Inhalten".
Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kritisierte die mangelnde Transparenz: "Die bisherige Geheimniskrämerei muss ein Ende haben." Es sei derzeit unklar, ob es mit TTIP möglich sei, eine an internationaler Gerechtigkeit orientierte soziale Marktwirtschaft zu bewahren und weiter zu entwickeln.
Huber spricht sich nicht grundsätzlich gegen Freihandel aus. Manche Fundamentalkritik empfinde er als scheinheilig. "In einem Land, dessen wirtschaftliche Stärke vor allem auf seinen Exporten beruht, ist eine prinzipielle Ablehnung des Freihandels abwegig", sagte er. Es müsse aber darauf geachtet werden, dass soziale, kulturelle, umwelt- und entwicklungspolitische Standards "nicht unter die Räder geraten".
Der Ethik-Wissenschaftler bemängelte, dass die Geheimhaltungsvorschriften im TTIP-Verfahren nicht nur die Beteiligung der Öffentlichkeit beeinträchtige. Auch den gewählten Volksvertretern werde die Arbeit erschwert. "Das Resultat ist Misstrauen", sagte Huber. Mögliche Vorteile könnten öffentlich kaum noch vermittelt werden: "Die Debatte über Risiken beherrscht das Feld."
Der 73-jährige Wolfgang Huber war von 1994 bis 2009 Berliner Bischof. Von 2003 bis 2009 stand er an der Spitze des Rates der EKD. Von 2010 bis 2014 war er Mitglied des Deutschen Ethikrates, dessen Vorläuferinstitution er bereits drei Jahre angehört hatte. Huber hält heute Vorträge und berät Unternehmen und Institutionen. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich in zahlreichen Organisationen.