Das Bild eines Kontinents Europa, der von militärisch abgesicherten nationalen Grenzanlagen durchzogen werde, sei "eine Horrorvision", sagte er am Montag in seinem Bericht vor der in Ansbach tagenden Landessynode. Die Kirchen täten alles dafür, um diese Entwicklung zu verhindern, sagte der Bischof, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Sie hätten sich immer für das Friedensprojekt Europa starkgemacht.
Durch die Zuwanderung von Flüchtlingen gewinne der interreligiöse Dialog eine noch größere Bedeutung, sagte Bedford-Strohm vor den 108 Synodalen, dem Kirchenparlament der bayerischen Protestanten. Die Kirchengemeinden, die sich bisher im interreligiösen Dialog nicht engagiert hätten, müssten sich jetzt mit der Religion der Flüchtlinge befassen.
Der Dialog mit den Muslimen in Deutschland setze eine Unterscheidung zwischen der Religion des Islam und deren Missbrauch voraus, sagte der Bischof. Die Religionen müssten gemeinsam ein klares Zeugnis gegen jede Rechtfertigung von Gewalt abgeben. "Den Namen Gottes für Terror und Gewalt in Anspruch zu nehmen, daran darf nicht die Spur eines Zweifels bestehen, ist Gotteslästerung", sagte Bedford-Strohm. Außerdem müssten die evangelischen Christen und Gemeinden deutlich machen, wie sie mit nichtchristlichen Religionen und deren Gläubigen umgehen wollten. Das sei gerade jetzt nötig, weil sich fremdenfeindliche und islamfeindliche Kräfte in der Politik lautstark und in vorher nicht gekannter Zahl äußerten.
Inzwischen kommen Bedford-Strohm zufolge die evangelischen Kirchenmitglieder in Bayern aus 166 Nationen, zehn Prozent von ihnen sind nicht in Deutschland geboren. Der Heilige Geist sei "kein Wellness-Manager", sondern bringe die Christen und Gemeinden hier mit Menschen in Kontakt, "die wir zunächst vielleicht erst einmal aushalten müssen, bevor wir entdecken, welchen Reichtum sie für uns bedeuten".