Rom (epd) Während seines fünfstündigen Aufenthalts auf der griechischen Insel will der Papst 250 Flüchtlinge persönlich begrüßen, mit einigen von ihnen in einem Container-Haus Mittag essen und am Hafen einen Kranz niederlegen für die zahlreichen Todesopfer der Überfahrten von der Türkei auf die Insel.
Franziskus will auf Lesbos auch der griechischen Bevölkerung, die die Flüchtlinge aufnimmt, seine Anteilnahme bekunden. Er hat wiederholt eine mangelnde Aufnahmebereitschaft der Zielländer beklagt. Vatikansprecher Federico Lombardi betonte, die Papstreise nach Lesbos sei keine Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik. Sie diene humanitären und ökumenischen Zwecken. Franziskus hatte wenige Monate nach seiner Wahl zum Papst im Oktober 2013 seine erste Reise als Kirchenoberhaupt auf die Insel Lampedusa gemacht, um dort Flüchtlingen seine Solidarität zu bekunden.
Knapp 3.000 Flüchtlinge festgesetzt
Franziskus wird den Hotspot gemeinsam mit dem Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christenheit, Patriarch Bartholomäus I. aus Istanbul, und dem orthodoxen Erzbischof von Athen und Griechenland, Hieronymos II, besuchen. Franziskus nimmt damit eine Einladung der orthodoxen Kirche an. Die vor der türkischen Küste gelegene Insel Lesbos gehört zu Griechenland, ihre orthodoxen Kirchenstrukturen unterstehen jedoch dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Geplant ist auch ein Treffen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras.
In dem Hotspot 16 Kilometer von dem Hauptort Mitilini entfernt sind knapp 3.000 Flüchtlinge festgesetzt, die nach dem 20. März, dem Stichtag des EU-Türkei-Abkommens auf Lesbos, ankamen und nach einer Prüfung ihrer Asylansprüche in die Türkei zurückgebracht werden sollen. In dem näher an der Stadt gelegenen offenen Container-Camp Cara Tepe leben knapp 1.000 Flüchtlinge, vor allem syrische Familien mit Kindern. Nach Inkrafttreten des EU-Türkei-Abkommens über die Rückführung syrischer Flüchtlinge erreichen weiterhin vereinzelte Boote die griechischen Inseln. Hilfsorganisationen vor Ort rechnen mit einem erneuten Anschwellen des Zustroms nach dem Papstbesuch.