Dieses Fazit zieht der Bamberger evangelische Theologieprofessor Henrik Simojoki aus einem Forschungsprojekt, an dem mehr als 28.000 Konfirmandinnen und Konfirmanden in neun europäischen Ländern teilgenommen haben. "Das weit verbreitete Klischee, man lasse sich nur wegen der Geschenke konfirmieren und hake den Termin ansonsten ab, konnte in unserer Studie empirisch nicht bestätigt werden", heißt es in einer Mitteilung der Universität Bamberg vom Dienstag.
Die Studie weise erstmals empirisch nach, dass die Konfirmandenarbeit Zusammenhalt schaffe, prosoziales Handeln fördere und zu ehrenamtlichem Engagement anrege. Fast 60 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie während ihrer Konfirmationszeit erfahren hätten, wie wichtig ihnen Einsatz für andere sei. "Besonders aufgrund der Auseinandersetzung mit ethischen Fragen, der Ausbildung einer Gemeinschaft und vor allem durch den eigenen Kontakt mit Ehrenamt während der Konfirmationszeit wollen sich viele ehemalige Konfirmandinnen und Konfirmanden danach selbst engagieren", schreibt Simojoki.
Für den Inhaber des Lehrstuhls für evangelische Theologie mit Schwerpunkt Religionspädagogik und Didaktik an der Universität Bamberg sind länderspezifische Unterschiede besonders aufschlussreich. So wollten nur elf Prozent der dänischen Befragten nach ihrem Festtag ehrenamtlich in der Kirche arbeiten, aber 32 Prozent der deutschen und 45 Prozent der finnischen. Die Studie zeige, dass die Konfirmanden die jugendlichen Betreuer als Vorbild nähmen: "Je mehr Ehemalige ehrenamtlich in der Konfirmationszeit mitwirken, desto größer ist die Motivation für die Konfirmandinnen und Konfirmanden, sich nach der Konfirmation auch selbst einzubringen."
Henrik Simojoki ist Teil des deutschen Teams, das mit Wissenschaftlern aus neun europäischen Ländern die Nachhaltigkeit der Konfirmandenarbeit erforscht hat. Mehr als 28.000 Konfirmandinnen und Konfirmanden, über 4.100 kirchliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen sowie 1.635 Konfirmationsgruppen in Dänemark, Deutschland, Finnland, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz sowie Polen und Ungarn haben anonymisierte Fragebögen für das Forscherteam ausgefüllt - zu Beginn und am Ende der Konfirmandenzeit sowie zwei Jahre danach. Das Projekt über Jugend und Religion ist damit eine der größeren europäischen Jugendstudien.