Das sind die Ergebnisse einer Umfrage der Online-Jobbörse Stepstone, wie das Unternehmen am Montag in Düsseldorf mitteilte. Befragt wurden mehr als 15.000 Fach- und Führungskräfte.
Nach Schätzungen von Stepstone beläuft sich die Anzahl von Frauen, die gerne in Vollzeit arbeiten würden, allein unter Fachkräften auf bis zu eine Million. "Jeder zweite Hochschulabsolvent ist heute weiblich. Gelänge es, dieses kostbare Potenzial für den Arbeitsmarkt zu nutzen, wäre das ein Meilenstein im Kampf gegen den Fachkräftemangel", erklärte Stepstone-Geschäftsführer Sebastian Dettmers. Unternehmen und Frauen würden gleichermaßen profitieren, wenn weibliche Fachkräfte ihre Karrierewünsche besser umsetzen könnten.
Mobil und flexibel arbeiten
Auch die DGB-Gewerkschaften ver.di und IG Metall forderten anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März bessere Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt. "Bei der Arbeitszeit klafft eine große Lücke zwischen Wunsch und Realität. Viele Männer wollen weniger arbeiten, viele Frauen stecken unfreiwillig in Teilzeit und möchten mehr arbeiten", sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Beiden werde die partnerschaftliche Verteilung der Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschwert.
Die IG Metall forderte deshalb die Bundesregierung auf, die Vereinbarungen des Koalitionsvertrages zum Rückkehrrecht Teilzeitbeschäftigter in Vollzeit umzusetzen. "Ein gesetzlich verankertes Recht Teilzeitbeschäftigter wieder auf ein Vollzeitarbeitsverhältnis zurückkehren zu können, ist ganz wichtig für diejenigen, die aus privaten Gründen zeitweise aus dem Job aussteigen wollen", sagte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, am Montag in Frankfurt am Main. "Nach wie vor bleiben überwiegend Frauen wegen Kindererziehung oder Pflege zu Hause, was im späteren Berufsleben zu Einbußen bei Entgelt und Karriere führt."
Laut einer von der IG Metall in Auftrag gegebenen Studie befürworten drei Viertel der Befragten Teilzeitangebote für Eltern, um Frauen im Beruf zu fördern. Auch die Möglichkeit, zeitweise von zu Hause arbeiten zu können, wird mit 80 Prozent von einer großen Mehrheit gewünscht. "Mobiles Arbeiten kann zu mehr Zeitsouveränität führen. Die Digitalisierung der Arbeitswelt bietet dafür viele Möglichkeiten", sagte Benner.
Hohe Teilzeitquote in Deutschland
Der Forderung nach einer Weiterentwicklung des Teilzeitrechts schließen sich auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der Deutsche Frauenrat (DF), das Bundesforum Männer, die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen (AGF), das Zukunftsforum Familie (ZFF) und der Sozialverband Deutschland (SoVD) an. Kurze Arbeitszeiten unter 15 Stunden pro Woche seien mit gravierenden Nachteilen verbunden: beim Einkommen, bei der Karriere und bei der sozialen Sicherung. Gerade für viele Frauen sei Altersarmut damit vorprogrammiert.
Im europäischen Vergleich liege Deutschland mit seiner Teilzeitquote der weiblichen Erwerbstätigen im Spitzenbereich. Der Anteil der Frauen mit sehr kurzen Arbeitszeiten unterhalb von 15 Stunden pro Woche habe sich zwischen 1991 und 2013 sogar mehr als verdoppelt, von 6 auf 14 Prozent.