In Gesprächen mit Mitarbeitern von Kliniken und Gesundheitsposten sei immer wieder die Überzeugung geäußert worden, dass die Truppen vor einer Bodenoffensive offensichtlich die Bevölkerung vertreiben wollten und dazu Krankenhäuser und Infrastruktur zerstörten. "Besonders ungeheuerlich ist, dass ein Auslöschen von Krankenhäusern anscheinend Teil ihrer Militärstrategie geworden ist", sagte Tirana Hassan, Direktorin für Krisenreaktion bei Amnesty.
"Krankenhäuser in von der Opposition kontrollierten Gegenden um Aleppo wurden zu einem Hauptziel der russischen und syrischen Streitkräfte", sagte Hassan: "Damit wurde eine Lebensader für die Menschen in diesen umkämpften Gebieten gekappt, was ihnen keine andere Wahl ließ, als zu fliehen." In keinem Fall habe es den Augenzeugen zufolge in der Nähe der angegriffenen Einrichtungen Militärfahrzeuge, Kontrollposten oder gegnerische Kämpfer gegeben.
Bei mindestens sechs Angriffen nördlich von Aleppo in den vergangenen drei Monaten seien überzeugende Belege für ein vorsätzliches Vorgehen gefunden worden. Das scheine einem Muster von Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen in verschiedenen Regionen Syriens zu folgen.
Seit September vergangenen Jahres wurden nach Angaben des Syrischen Netzwerks für Menschenrechte mindestens 27 Krankenhäuser von syrischen und russischen Streitkräften angegriffen. Acht der Kliniken lagen im Bezirk Aleppo. Die syrisch-amerikanische medizinische Hilfsorganisation SAMS meldete Amnesty sogar mindestens 14 Bombardements von Krankenhäusern im Raum Aleppo seit Dezember. Dabei seien vier Mitarbeiter und 45 weitere Menschen getötet worden.