Erstmals stellte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Mittwoch in Berlin eine Strategie zur Rolle der Religionen in der deutschen Entwicklungspolitik vor. "Wir dürfen das Feld nicht den Extremisten überlassen", erklärte er zum Auftakt einer internationalen Konferenz mit Religionsvertretern und Hilfswerken. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit müsse sich vielmehr für die starkmachen, die sich für Frieden und Entwicklung einsetzen. "Die Kraft der Religionen kann zusammenführen", sagte Müller laut vorab verbreitetem Redemanuskript.
Seit seiner Amtsübernahme hat Müller mit Religions- und zivilgesellschaftlichen Vertretern sowie den Vereinten Nationen und Weltbankvertretern an einem Leitfaden gearbeitet, um Religionsgemeinschaften systematisch in der Projektarbeit zu berücksichtigen. Wo mehr erreicht werden könne, indem man Religionsvertreter einbeziehe, "werden wir die Zusammenarbeit mit religiösen Akteuren ausbauen", erklärte Müller zur Vorlage des Strategiepapiers und stellte zugleich klar: Leitprinzip seien die Menschenrechte.
80 Prozent der Weltbevölkerung gehören einer Religionsgemeinschaft an. Die deutsche Entwicklungspolitik sei weltanschaulich neutral, aber nicht werteneutral, heißt es in dem Strategiepapier. Müller erklärte, gerade heute, wo Religion als Rechtfertigung für Terror und Gewalt missbraucht werde, müsse Deutschland die Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaften in Entwicklungsländern verbessern.
Die Konferenz mit dem Titel "Partner für den Wandel - Religionen und die Agenda 2030" dauert bis Donnerstag und befasst sich mit dem Beitrag der Religionen zur Erreichung der UN-Entwicklungsziele. Auf der Liste der Referenten stehen neben anderen der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Olav Fykse Tveit, der Erzbischof von Lahore (Pakistan), Sebastian Francis Shaw, und der Großmufti des Libanon, Scheich Abdul Latif Derian. Auch die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman wurde erwartet.