"Für mich ist es, als sei das Gesetz gar nicht beschlossen worden", sagte der Chefarzt für Blut- und Krebserkrankungen im Kinderkrankenhaus Königin Fabiola in Brüssel dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Er habe in den vergangenen Jahren "keinerlei Diskussion" mit seinen minderjährigen Patienten oder deren Eltern über die Möglichkeit der Sterbehilfe geführt, sagte Sariban. "Ein Kind wird niemals Sterbehilfe verlangen - weil es gar nicht weiß, was das ist."
Am Samstag ist es zwei Jahre her, dass die belgische Abgeordnetenkammer Sterbehilfe für Kinder unter Auflagen erlaubte. Die Betroffenen müssen unheilbar krank sein und unter "unerträglichen" Schmerzen leiden. Ein Mindestalter gibt es nicht, den Minderjährigen muss aber "Urteilsfähigkeit" bescheinigt werden und die Eltern müssen zustimmen. In Kraft trat das Gesetz am 22. März 2014. Nach Auskunft der belgischen Gesundheitsbehörde wurde bislang kein Fall von Sterbehilfe für Kinder registriert.
In den Augen von Kinderarzt Sariban war das Gesetz von vornherein verfehlt. Bestimmte Politiker hätten sich damit profilieren wollen. Die Euthanasie sei "ein Problem der Erwachsenen". Kinder könnten ihr Lebensende höchstens unbewusst verstehen, sagte der Krebsspezialist, der immer wieder Patienten behandelt, die an ihrer Krankheit sterben.
"Der Tod ist keine Niederlage", sagte Sariban. Eine Niederlage sei es, wenn nicht gut für den Patienten gesorgt werde. Eine gute Betreuung sei aber heute dank des medizinischen Fortschritts auch in den letzten Momenten des Lebens möglich und fruchtbar. "Ein Kind kann bis zum letzten Augenblick eine Interaktion mit der Umgebung, mit seiner Familie haben und sie bereichern."
Sterbehilfe für Erwachsene ist in Belgien schon seit 2002 erlaubt.