Die Kirchen können nach Ansicht des braunschweigischen Landesbischofs Christoph Meyns von der Gospelmusik profitieren. Oft seien Gospelchöre generationsübergreifend und integrierten Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten, sagte Meyns dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gospels vermittelten den Menschen ein anderes Lebensgefühl als die klassischen Kirchenlieder, die oft als Hochkultur wahrgenommen würden.
"Die Menschen finden dort einen anderen Zugang", sagte der evangelische Theologe. Durch ihre englische Sprache sei diese Musik mittlerweile vielen Menschen emotional näher als die Sprache der Kirchenlieder aus dem 16. Jahrhundert.
Der 8. Internationale Gospelkirchentag kommt in diesem Jahr nach Braunschweig. Vom 9. bis zum 11. September 2016 werden rund 5.000 Sänger aus aller Welt in der niedersächsischen Stadt erwartet.
Generell überlieferten aber alte und neue kirchliche Lieder etwas von der befreienden Erfahrung des Evangeliums mitten in Zeiten von Bedrängnis, unterstrich Meyns: "Die tröstlichsten Kirchenlieder sind ja nicht in fröhlichen Stunden entwickelt worden, sondern in Zeiten größter Anfechtung." Beispielhaft sei der Liedtext "Von guten Mächten wunderbar geborgen", den der Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer kurz vor seiner Hinrichtung durch die Nationalsozialisten geschrieben habe. Dazu zähle aber auch die Gospelmusik, die von den Erfahrungen der Sklavenarbeiter in Amerika geprägt sei.
Beim Gospelkirchentag in Braunschweig präsentieren sich den Veranstaltern zufolge die Chöre auf Open Air-Bühnen in der Innenstadt, in Kirchen und der Volkswagenhalle. Zu den Höhepunkten zählen eine ökumenische Gospelnacht in mehr als 25 Kirchen und an anderen Orten. Auch ist ein großer Festivalgottesdienst auf dem Schlossplatz geplant.
Der Gospelkirchentag gilt als Deutschlands größtes Gospelfestival. Seit 2002 findet er alle zwei Jahre statt, bisher in Essen, Bochum, Düsseldorf, Hannover, Karlsruhe, Dortmund. In Kassel zog das Festival im Jahr 2014 rund 45.000 Besucher an. Der Gospelkirchentag wird gemeinsam mit der Stiftung Creative Kirche aus Witten und der braunschweigischen Landeskirche veranstaltet.