Dresden (epd)Auf der Neustädter Elbseite versammelten sich nach Zählungen der studentischen Statistikgruppe "Durchgezählt" zwischen 6.000 und 8.000 Anhänger der fremdenfeindlichen Bewegung und sangen unter anderem christliche Weihnachtslieder. In der Vorwoche waren 6.300 Menschen bei den "Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes" gezählt worden. Die Gegendemonstranten versammelten sich diesmal auf dem sonst von "Pegida" beanspruchten Theaterplatz vor der Semperoper. Dort wurden an diesem Montagabend 3.000 bis 4.000 Teilnehmer ermittelt, deutlich mehr als in den Vorwochen.
Aus Sicherheitsgründen hatte die Dresdner Stadtverwaltung diesmal nur stationäre Kundgebungen erlaubt, jedoch keine Demonstrationszüge durch die Stadt. "Pegida"-Chef Lutz Bachmann übte scharfe Kritik an der Entscheidung der Versammlungsbehörde und der Bestätigung dieser durch das Dresdner Verwaltungsgericht. Er sprach von "Willkür" und kündigte an, "durch alle Instanzen" gehen zu wollen, um die Entscheidung für die Zukunft zu revidieren. Bachmann brachte zudem einen Verzicht auf die "Pegida"-Kundgebung am 11. Januar ins Spiel. Stattdessen sollten die Anhänger nach Leipzig reisen und dort den ersten Jahrestag von "Legida" unterstützen. Zuvor will "Pegida" das nächste Mal am 4. Januar in Dresden demonstrieren.
Motto "Herz statt Hetze"
Zwischen den einzelnen Wortbeiträgen von Gastrednern und den Weihnachtsliedern waren auch diesmal die bekannten Sprechchöre zu hören, wie "Merkel muss weg", "Volksverräter", "Widerstand, Widerstand" und "Lügenpresse". Die frühere "Pegida"-Oberbürgermeisterkandidatin Tatjana Festerling nahm neben vielen anderen diesmal auch die Kirchen wegen ihrer Flüchtlingspolitik ins Visier: Diese würden sich "wie im Dritten Reich dem Meinungsdiktat unterwerfen" hätten als "letzte moralische Instanz" versagt. Unterstützt wurde dies aus der Menge mit "Pfui, pfui"-Rufen.
Die Gegendemonstranten auf dem Theaterplatz versammelten sich unter dem Motto "Herz statt Hetze". Der Dresdner Superintendent Christian Behr rief zu Nächstenliebe und Dialogbereitschaft auf. "Keine Gewalt" - das müsse das Motto sein. Dazu gehöre auch eine "verbale Abrüstung". Dennoch: "Am Dialog kommen wir nicht vorbei", sagte Behr. Bei der Kundgebung stimmten der Opernchor sowie weitere Mitarbeiter der Semperoper die "Ode an die Freude" von Ludwig van Beethoven an.
Rita Kunert vom Bündnis "Herz statt Hetze" betonte: Von diesem Platz solle an diesem Montag etwas anderes ausgehen als Hetze. Teilnehmer trugen Schilder mit der Aufschrift "Presse willkommen. Ich möchte informiert sein" sowie "Für Menschlichkeit". An der Versammlung nahmen auch mehrere Vertreter der sächsischen Landesregierung teil, darunter Wirtschaftsminister Martin Dulig und Kunstministerin Eva-Maria Stange (beide SPD).
Gemeinsames Weihnachtsliedersingen
Auf der anderen Elbseite riegelte die Polizei den der "Pegida"-Bewegung zugewiesenen Kundgebungsplatz am Königsufer hermetisch ab und bezog unter anderem mit Wasserwerfern Stellung. Nach den Krawallen in Leipzig vom vorvergangenen Wochenende waren auch für Dresden gewaltsame Proteste befürchtet worden.
Die linke Szene vereinte auf dem Platz vor dem Neustädter Bahnhof wenige hundert Anhänger. Die Lage war am frühen Abend entspannt. Dafür wurden Augenzeugen zufolge in der Nähe der "Pegida"-Demonstration zwei Autos in Brand gesteckt. Die Onlineredaktion "Mopo24" berichtete zudem von einem Polizeieinsatz im alternativen Zentrum "Conni". Die Hintergründe waren am frühen Abend allerdings noch unklar. Parallel zum Demonstrationsgeschehen hatte der Dresdner Kreuzchor ins Dynamo-Stadion zum gemeinsamen Weihnachtsliedersingen eingeladen. Rund 12.500 Dresdener kamen.