Zu Heiligabend startet bundesweit der Kinofilm "Ich bin dann mal weg". Ist die Frage nach Gott nur etwas für die Weihnachtszeit?
Schuch: Nein, das sieht man ja am Thema des Films. Die Frage nach Gott kommt - wie bei Hape Kerkeling - ja oft in Lebensphasen, wo man nicht so richtig weiter weiß und sich fragt: Was will ich eigentlich im Leben, wo will ich noch hin und ist das jetzt alles? Aber natürlich zieht man zu Weihnachten eine Bilanz des Jahres, man ist mit der Familie zusammen und ist in der Zeit Gott vielleicht ein bisschen näher als im stressigen März.
Einen Teil Ihrer Kindheit haben Sie in der DDR, in Thüringen, verbracht. Religion spielte da offiziell keine Rolle. Wie war das bei Ihnen?
Schuch: Ich bin getauft, war in der Christenlehre, im Konfirmationsunterricht, in der jungen Gemeinde. Bei mir hat Kirche schon eine Rolle gespielt und mich auch geprägt. Gerade in der Christenlehrezeit habe ich mir viele Fragen gestellt. Ich fand dann teilweise befriedigende Antworten, teilweise aber auch nicht. Somit spielte Kirche irgendwann auch wieder weniger eine Rolle für mich.
"Sie wird offener, ihre Ablehnung anderen Menschen gegenüber nimmt ab"
Es gibt Stimmen, die sagen, mehr religiöse Werte, mehr Nächstenliebe würden der Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland - wie sie sich etwa in der anhaltenden "Pegida"-Bewegung oder in Übergriffen auf Flüchtlinge zeigt - entgegenwirken. Was halten Sie davon?
Schuch: Ja, das könnte sein. Religiöse Werte sind sicher nicht das einzige, was eine Rolle spielt. Aber ich habe das Gefühl, dass die Leute ein bisschen vergessen haben, warum Weihnachten gefeiert wird. Vergessen wird, wer nach der Christengeschichte an Weihnachten eigentlich Protagonist ist, dass das nämlich auch Flüchtlinge waren.
Bezogen auf "Pegida" finde ich es aber wichtig, dass der Dialog nicht abreißt. Die Frontenbildung in Ostdeutschland zum Thema Flüchtlinge macht mir Sorgen. Man muss sich mit "Pegida"-Anhängern nicht eins zu eins auseinandersetzen. Aber man sollte im Gespräch bleiben auch mit Leuten, die komplett anderer Meinung sind. Ich würde mir wünschen, dass sich aus solchen Diskussionen dann doch Anregungen für mehr Offenheit gegenüber Flüchtlingen mitnehmen lassen.
Im Film "Ich bin dann mal weg" spielen Sie Lena, eine junge Frau die Gott permanent anzweifelt. Dennoch pilgert sie den Jakobsweg und besucht am Ende ehrfürchtig in der Kathedrale eine Messe. Warum?
Schuch: Nun, erstmal ist es ein Job für sie. Sie arbeitet bei der Zeitung. Eigentlich will sie nicht unbedingt Pilgern und zur Messe gehen, aber sie verdient damit als Journalistin ihr Geld. Und am Ende der Pilgerreise ist sie neugierig. Natürlich findet bei ihr eine Entwicklung statt: Sie wird offener, ihre Ablehnung anderen Menschen gegenüber nimmt ab, sie erweitert ihren Horizont. Und wenn man über 700 Kilometer gewandert ist, schaut man sich zum Schluss auch die Messe an. Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie zu Gott gefunden hat.
Sie haben selbst eine kleine Tochter, erzählen Sie ihr vom Christkind oder vom Weihnachtsmann?
Schuch: Das haben wir noch nicht ausdiskutiert. Der Weihnachtsmann prangt von jeder Hausfassade, das Christkind sieht man nicht so oft rumstehen. Ich würde vielleicht lieber vom Christkind erzählen, aber den Weihnachtsmann kann man nicht ignorieren. Das geht einfach nicht.