"Nach wie vor gibt es nur sehr wenig Kontakte mit Muslimen", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Auf landeskirchlicher Ebene habe es noch keine Gespräche gegeben, auf regionaler Ebene schon. Ihn hätten Anfragen von muslimischen Vertretern und Moscheevereinen erreicht, eine auch von der muslimischen Gemeinde in Leipzig. "Sie werden geprüft und wir suchen den Dialog", sagte Rentzing. Zum Beispiel könnten "Werke der Barmherzigkeit gemeinsam getan werden".
Der 48-jährige Rentzing ist seit 100 Tagen im Amt. Rentzing, der erst als Erwachsener bekennender Christ wurde, war Ende Mai von der sächsischen Synode zum Bischof gewählt worden und hatte das Amt Ende August angetreten. Der ehemalige Pfarrer aus Markneukirchen ist Mitbegründer der Initiative "Zeit zum Aufstehen", die eine konservativ-evangelikale Ausrichtung hat.
In der Flüchtlingskrise sieht der Landesbischof die Aufgabe der Kirchen in der Hilfe vor Ort bei den Menschen, weniger bei Demonstrationen auf der Straße. "Es gilt einzufordern, dass Menschen, die in unser Land kommen, menschenwürdig behandelt werden", sagte er. "Wie belastbar unser Land ist, darüber kann man reden. Aber nicht darüber, dass Nächstenliebe eine Grenze hat", fügte er hinzu.
Zur Kritik an der kirchlichen Kampagne "Licht an für Menschlichkeit", bei der die Menschen in Sachsen sonntags eine Kerze für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit in die Fenster stellen sollen, sagte Rentzing: "Wir beklagen uns doch zu Recht über das lautstarke und brüllende Auftreten von manch einem, der seine Meinung kundtun möchte. Die starken Zeichen sind nicht immer unbedingt die lauten." Auch während der friedlichen Revolution 1989 sei die Kerze ein starkes Symbol gewesen und habe mit den Gebeten in den Kirchen zu Gewaltlosigkeit und am Ende zum Erfolg geführt. Die Landeskirche ringe jedoch weiter darum, "wie wir auch in der Öffentlichkeit Signale setzen können", sagte der Bischof.
Angesichts der fremdenfeindlichen "Pegida"-Bewegung gehe auch ein Riss durch die sächsischen Kirchgemeinden, denn diese seien Spiegelbild der Gesellschaft. Es gebe vielerorts Debatten in Bibelstunden. Die Gemeinden seien auch der richtige Ort dafür, weil die Fragen ausgesprochen würden und es nicht zu Entgleisungen komme, sagte der Bischof. Kirchen seien Kommunikationsräume. Gerade deshalb würden Gemeinderäume auch für den Deutschunterricht oder Treffen für Flüchtlinge bereitgestellt.