Beira (epd)Es ist ein erschreckendes Bild, das sich den Bewohnern des Fischerviertels in Beira bietet. Die Vorderwand einer kleinen Hütte am Ufer ist eingestürzt, Teile des Holzstegs treibt das Meer weg. Wo vor wenigen Minuten an der Ostküste Mosambiks noch gekocht wurde, herrscht Verwüstung.
Dass es irgendwann passieren wird, damit hat Fischer Chandreque Chiguri immer gerechnet. Er wusste, dass seine Fischerhütte der Wucht des Meeres irgendwann nicht mehr standhalten wird. Sein faltiges Gesicht zeigt kaum eine Regung. Seit über zehn Jahren hat er in der Hütte übernachtet, gegessen, auf den Morgen gewartet, um mit dem Boot aufs Meer rauszufahren. Jetzt braucht er eine neue Bleibe. Wie er das bezahlen soll, weiß er nicht.
Ganze Viertel regelmäßig überflutet
Mosambik gehört zu den Staaten Afrikas, die der Klimawandel am stärksten trifft. Vor allem die Bevölkerung an der Ostküste leidet an den Folgen. Wie den Menschen in solchen Staaten geholfen werden kann, gehört zu den zentralen Themen des Weltklimagipfels in Paris.
In Mosambik steigt der Meeresspiegel und verschlimmert die Erosion der Böden. Hinzu kommt, dass die Niederschläge in der Regenzeit und tropische Stürme deutlich zunehmen. Die Folge: Ganze Viertel werden regelmäßig überflutet, denn Abwasser- und Abflusssysteme gibt es kaum. Das Wasser zerstört nicht nur die Ernte und damit das Einkommen der Menschen. Mit den Überschwemmungen kommen die Mücken und mit den Insekten die Malaria. Jedes Jahr erkranken Hunderte Bewohner Beiras, bei vielen verläuft die Krankheit tödlich.
"Der Meeresspiegel wird in den nächsten 20 oder 30 Jahren vermutlich um einen halben Meter steigen", sagt Bürgermeister Daviz Simango. Der stämmige Mann steht seit über zehn Jahren an der politischen Spitze Beiras. "Wir brauchen das Wasser. Doch in der Vergangenheit wurden viele Fehler gemacht." Damit meint er etwa das Fällen der Mangrovenbäume an der Küste oder die fehlenden Abwasserkanäle.
Flusslauf soll umgeleitet werden
Gegen die Wassermassen kann auch Simango nur wenig tun. Er setzt auf einen besseren Schutz bei Überschwemmungen. Helfen soll beispielsweise ein Bauprojekt, das den Lauf des Flusses Chiveve umleiten soll. Regnet es stark, sind etwa die Slums Goto und Chipangara regelmäßig überschwemmt. In der Regenzeit von November bis März verlieren Hunderte Bewohner ihre Häuser. Viele suchen Zuflucht auf dem Land. Fließt das Wasser ab, kehren sie zurück und versuchen zu retten, was das Wasser übrigließ. Ein Kreislauf, der sich nur schwer durchbrechen lässt. Die Renaturierung des Flusslaufs soll das künftig verhindern. Hinzu kommt ein Gezeitenbauwerk am Hafen. Damit sollen die Landstriche auch vor Sturmfluten geschützt sein.
Das Chiveve-Projekt kostet rund 16 Millionen Euro, größtenteils finanziert von der deutschen KfW-Bankengruppe. "Bereits jetzt ist der Grundwasserspiegel in Beira sehr hoch", sagt Bianca Reichel, Projektmanagerin bei der Consulting Engineers Salzgitter GmbH. Die Braunschweiger Firma hat Reichel in die Küstenstadt geschickt, um bei der Planung und Umsetzung des Projekts zu helfen. "Sogar das Stadtzentrum könnte in wenigen Jahren überflutet werden." Die Menschen an der Küste versuchten mit der Übermacht des Wassers zu leben, viele hätten resigniert, sagt Reichel. Was ihnen langfristig bleibt, ist das Land zu verlassen.
Hoffnung auf Hilfe
Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Welt und liegt im UN-Index für menschliche Entwicklung (HDI) auf Platz 178 von 187. Etwa die Hälfte der rund 25 Millionen Mosambikaner leben in Armut.
Seit über 40 Jahren fährt Fischer Chiguri raus aufs Meer, um mit seinem Fang den Lebensunterhalt für sich und seine Familie zu verdienen. Doch die Unberechenbarkeit des Meeres macht sein Leben deutlich schwieriger. Von der Regierung erhofft er sich nun Hilfe - vor allem Geld für eine neue Hütte. Als seine Fischerbleibe einstürzte, war zufällig auch Bürgermeister Simango vor Ort. Mehr als ein Schulterklopfen hatte der für ihn allerdings nicht übrig.