Zwar könne die Landeskirche aufgrund der guten Wirtschaftsdaten im Südwesten im kommenden Jahr Rekordeinnahmen von 680 Millionen Euro aus Kirchensteuern erwarten, sagte Kastrup am Dienstag in Stuttgart vor der Landessynode. Dauerhaft sei aber nicht damit zu rechnen, dass der "deutlich spürbare Kirchenmitgliederrückgang" durch Wirtschaftswachstum ausgeglichen werden könne.
Die 2,1 Millionen Mitglieder zählende Landeskirche hat im vergangenen Jahr aus demografischen Gründen und wegen Austritten rund 32.000 Mitglieder verloren. In diesem Jahr erwartet die Kirche nach epd-Informationen ein weiteres Schrumpfen um 26.000 Mitglieder.
Neben Bayern, Hessen-Nassau und dem Rheinland gehört die württembergische Kirche zu den finanzstärksten unter den 20 Landeskirchen. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern rechnet für 2016 mit rund 732 Millionen Euro an Kirchensteuern, was einem Plus von mehr 20 Millionen gegenüber 2015 entspricht, hatte Finanzchef Erich Theodor Barzen am Montag bei der in Schweinfurt tagenden Landessynode erläutert.
Ein Großteil der Steuermehreinnahmen in Württemberg soll laut Kastrup dazu genutzt werden, die Kirche auf schlechtere Zeiten vorzubereiten. So werden die Gelder in der Versorgungsstiftung aufgestockt. Den örtlichen Kirchengemeinden sollen 2016 insgesamt 10,5 Prozent mehr an Mitteln zur Verfügung stehen. Da die Gebäude des Oberkirchenrats und des Diakonischen Werks in Stuttgart in die Jahre gekommen sind, legt die Landeskirche 13,3 Millionen Euro für die bevorstehenden Generalsanierungen zurück. Der Fonds für die Entschädigung misshandelter Heimkinder soll weitere 2,5 Millionen Euro bekommen. Für die Flüchtlingshilfe stehen in den kommenden beiden Jahren insgesamt 13,2 Millionen Euro im Plan.
Auch überregionale Aufgaben finanzieren die Württemberger mit. So erhalten die finanzschwachen ostdeutschen Gliedkirchen mehr als 25 Millionen Euro. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und das bundesweite Diakonische Werk dürfen mit 13 Millionen Euro aus dem Südwesten rechnen. Für den kirchlichen Entwicklungsdienst sind zehn Millionen Euro vorgesehen.