Die Jugendlichen in Deutschland gehen verantwortungsvoll mit ihrer Sexualität um. Sie sind sexuell aktiv und verhüten gut. So sieht es die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die am Donnerstag in Berlin ihre jüngste Studie "Jugendsexualität 2015" vorstellte. Unterschiede gibt es je nach Herkunft: Junge Erwachsene aus Einwandererfamilien sind zurückhaltender und vorsichtiger als ihre deutschen Altersgenossen.
Der Studie zufolge sind die Trends der vergangenen Jahre stabil: Jugendliche sind heutzutage nicht früher sexuell aktiv als vor zehn Jahren. Sie kümmern sich immer besser um die Verhütung. Positiv sei auch zu sehen, dass eine feste Partnerschaft den jungen Menschen beim "ersten Mal" zunehmend wichtiger werde, sagte die Leiterin der Bundeszentrale, Heidrun Thaiss.
Nur noch zwei Prozent beim "ersten Mal" ohne Verhütung
Bei der Verhütung verhalten sich alle Gruppen heute gleichermaßen umsichtig. Mehr als 90 Prozent der 14-bis 17-Jährigen sprechen darüber mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin. Nur noch zwei bis zehn Prozent der deutschen und ausländischen Jungen und Mädchen haben den ersten Sex, ohne ein Verhütungsmittel zu benutzen - noch vor zehn Jahren waren es deutlich mehr. Unter den Jugendlichen mit Migrationshintergrund verwendete 2005 jeder dritte Junge und jedes fünfte Mädchen beim ersten Sex kein Verhütungsmittel. Für deutsche Jugendliche gibt es vergleichbare Zahlen bis zurück ins Jahr 1980.
Seitdem ist der Umgang mit Verhütungsmitteln immer souveräner geworden, was auch darauf zurückzuführen sei, dass die Jungendlichen Bescheid wüssten über die Gefahr einer HIV-Infektion, erklärte Thaiss. Drei Viertel der jugendlichen Paare benutzen beim ersten Sex ein Kondom und bleiben häufig auch bei dieser Verhütungsform.
Unterschiede bei Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln
Im Alter von 17 Jahren haben mehr als die Hälfte der Jugendlichen erste sexuelle Erfahrungen gemacht. Bis zum Alter von 21 steigt der Anteil bei den jungen Leuten deutscher Herkunft schneller als bei ihren Altersgenossen mit ausländischen Wurzeln. Für Mädchen und junge Frauen aus Migrantenfamilien spielen moralische Bedenken und bei jeder Fünften auch Angst vor den Eltern eine Rolle für ihre größere Zurückhaltung. 28 Prozent finden Sex vor der Ehe nicht richtig, während dies nur vier Prozent der jungen deutschen Frauen denken.
Gut die Hälfte der Jugendlichen deutscher Herkunft können mit ihren Eltern über Sex und Verhütung reden. Bei Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln sind es weniger, 40 Prozent der Mädchen und nur gut ein Drittel der Jungen.
Als Jugendliche mit ausländischen Wurzeln gelten in der Studie Mädchen und Jungen, die selbst keinen deutschen Pass besitzen oder mindestens ein ausländisches Elternteil haben. Für die Jungen aus Einwandererfamilien sind daher Freunde sowie Lehrerinnen und Lehrer wichtige Ansprechpartner. 93 Prozent aller Jugendlichen geben an, dass sie das Thema Sexualaufklärung im Unterricht besprochen haben.
Die repräsentative Befragung von 14- bis 17-Jährigen knüpft an Vorläuferstudien der Bundeszentrale zur Jugendsexualität von 1980 bis 2010 an. Zum ersten Mal wurden neben Jugendlichen auch junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren über Aufklärung in Schule und Elternhaus, erste sexuelle Erfahrungen, sowie Verhütung befragt. Im Auftrag der Bundeszentrale wurden im Sommer 2014 bundesweit 5.750 Interviews geführt. Befragt wurden 3.500 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren sowie deren Eltern und 2.250 junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren, 1.750 davon mit Migrationshintergrund.