Bei einer Podiumsveranstaltung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Mainz wies er am Freitagabend zugleich die verbreitete Ansicht zurück, im Islam habe nie ein quellenkritischer Umgang mit dem Koran existiert. "Es gibt die islamische Tradition der Religionskritik, sie konnte sich aber nicht dauerhaft durchsetzen", sagte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Tübingen.
Viele islamische Theologen im Nahen Osten, die er persönlich kennengelernt habe, seien auch heute kritische Denker. Sie hätten in ihren Heimatländern jedoch Angst, ihre Ansichten öffentlich deutlich zu äußern. Grund dafür sei, dass die meisten Machthaber der Region kein Interesse daran hätten, "dass Menschen kritisch nachfragen". Toprakyaran regte an, Europa könnte solchen Theologen eine Chance zum Lehren und für Publikationen anbieten.
Islamische Gelehrte könnten beim Umgang mit ihrem heiligen Text "von den christlichen Kollegen lernen", sagte der Wissenschaftler. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte in Mainz zu einem zweitägigen Fachtag unter dem Titel "Der Islam in Deutschland: Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne" eingeladen.