"Deutschland ist mit seinem Wohlstand und seinem Frieden eine Insel der Seligen. Der Zustrom an Flüchtlingen wird vieles verändern, auch uns", sagte Lilie dem evangelischen Monatsmagazin "chrismon" (November-Ausgabe). Kirchen, Wohlfahrtsorganisationen und alle gesellschaftlichen Gruppen müssten die Bürger darauf vorbereiten: "Wir werden auch Opfer bringen müssen."
Die jetzige Lage sei ein humanitäre Katastrophe, sagte Lilie. Es sei ein Beitrag von allen gefordert. "Gleichzeitig müssen wir einen Wettbewerb unter den Verlierern dieser Gesellschaft verhindern." Alle Ansprüche aus den Sozialgesetzbüchern müssten erfüllt werden: "Dazu sind wir auch ohne weiteres in der Lage", betonte der Diakonie-Chef.
Bei einer Reise habe ihn auf dem Balkan und in Griechenland am meisten die Hilflosigkeit getroffen, die aus den Gesichtern der Menschen gesprochen habe, berichtete Lilie. "Es gibt keine vernünftige Versorgung. Das sind untragbare Zustände." Die Politiker versagten in dieser Situation, kritisierte Lilie. "Das ist eine politische Kapitulationserklärung. Wenn europäische Politiker demnächst in China über Menschenrechte reden wollen, werden ihre Gesprächspartner zu Recht nur lächeln."