Frankfurt a.M. (epd)Bundesgeschäftsführer Michael Fähndrich sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), bei der Reform müsse besonders darauf geachtet werden, dass geflüchtete Mädchen "geschlechtssensibel betreut werden". Er warb deshalb dafür, dass sich in der Jugendhilfe nur Frauen um die Mädchen und jungen Frauen kümmern sollten.
Traumatisierende Erfahrungen prägen
Fähndrich zufolge unterscheiden sich die Schicksale von Mädchen und Jungen auf der Flucht oft ganz deutlich. "Bei Mädchen kommen auch Erfahrungen von sexueller Gewalt und Fremdbestimmtheit etwa bei der Partnerwahl, Schwangerschaft oder den eigenen Lebenskonzepten hinzu", sagte der Experte. Dadurch verstärke sich die Gefahr, "immer wieder Opfer von sexualisierter Gewalt, Menschenhandel oder Zwangsehen zu werden". Diese traumatisierenden Erfahrungen prägten insbesondere Mädchen und jungen Frauen.
Diese Zielgruppe stelle die Jugendhilfe vor besondere Herausforderungen. Fähndrich zufolge werden Mädchen, die gemeinsam mit ihren Familien geflüchtet sind, oft "unsichtbar", weil sie später von ihren Angehörigen abgeschirmt und extrem beschützt werden. "So treten sie in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe oft gar nicht in Erscheinung." Bei der Betreuung zeige sich, dass der Spagat zwischen den Traditionen dieser Familien und den hiesigen Werten schwer zu bewältigen ist. "Den Kontakt oder die Zusammenarbeit mit Männern kennen viele Mädchen aus ihren Herkunftsländern nicht", erläuterte der Fachmann.
Geschlechtssensible Betreuung wichtig
Nach Zahlen von Eurostat kamen 2014 rund 25.000 weibliche und rund 27.000 männliche Flüchtlinge im Alter von bis zu 14 Jahren nach Deutschland. Dazu kamen 8.000 männliche und 4.000 weibliche Flüchtlinge bis zum Alter von 18 Jahren. Rund 20 Prozent der unbegleiteten jungen Flüchtlinge sind weiblich.
Für eine geschlechtssensible Betreuung sei es wichtig, niedrigschwellige Zugänge etwa zu aufsuchenden Angeboten zu schaffen. "Unverzichtbar ist fremdsprachliche Elternarbeit sowie die Weiterqualifizierung und Fortbildung von Fachkräften, Lehrern und ehrenamtlichen Helfern: "Ideal ist es, wenn nur weibliches Personal als Bezugspersonen eingesetzt werden kann", sagte Fähndrich.