Prizren, Frankfurt a.M. (epd)Die Lage der Flüchtlinge, die aus Deutschland in den Kosovo zurückkehren, ist nach Worten der Sozialberaterin Rezarta Bekeri sehr oft dramatisch. "Besonders für viele Familien ist es sehr schwierig", sagte die Mitarbeiterin im Kosovoprojekt der Arbeiterwohlfahrt Nürnberg in Prizren dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Viele sind verzweifelt. Die Menschen haben Geld für ihre Flucht gebraucht. Sie haben oft alles verkauft, was sie besaßen. Einige haben Schulden. Sie müssen bei Null anfangen."
Türen und Fenster verkauft
Eine Familie habe beispielsweise sogar die Türen und Fenster ihres Hauses verkauft, um fliehen zu können. "Jetzt müssen sie wieder in ihrem alten Zuhause leben. Sie können nirgendwo sonst bleiben. Die Fenster haben sie mit Decken und Folien bedeckt", berichtete Bekeri. Die Arbeiterwohlfahrt helfe nun bei der Renovierung des Hauses. Rund jeder vierte Rückkehrer brauche psychologische Unterstützung, schätzt die Sozialberaterin.
Die Arbeiterwohlfahrt Nürnberg betreibt zwei Büros im Kosovo. Neun Mitarbeiter helfen Rückkehrern: Sie unterstützen bei der Suche nach einer Arbeitsstelle, beraten Menschen psychologisch, geben Kindern Nachhilfe oder übernehmen Kosten der medizinischen Versorgung.
Ende des vergangenen Jahres habe sich im Kosovo über Mundpropaganda verbreitet, dass man in Deutschland Chancen auf Asyl habe, erzählt Bekeri, selbst Kosovo-Albanerin. Das habe vielen Menschen Hoffnung auf ein besseres Leben gemacht. Im ersten Halbjahr 2015 stellten nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge 31.400 Menschen aus dem Kosovo einen Asylantrag in Deutschland. Nur 0,3 Prozent der Anträge wurden anerkannt.
Suche nach Arbeit
Inzwischen sei vielen Menschen im Kosovo bekannt, dass sie kaum eine Chance auf Asyl in Deutschland hätten, berichtete Bekeri. "Sie sehen es ja: Jede Wochen kommen Menschen von dort zurück."
Das größte Problem nach der Rückkehr sei, eine Arbeitsstelle zu finden. "Es ist schwer hier, Arbeit zu bekommen. Sehr viele Menschen hatten schon vor ihrer Flucht keine Arbeit." Es seien nicht nur Menschen mit niedriger Ausbildung geflohen, auch gutausgebildete hätten versucht, in Deutschland Asyl zu bekommen. Die meisten würden sich nach der Rückkehr damit abfinden, keine Chance in Deutschland zu haben, sagte Bekeri. Aber manche hofften dennoch weiter, dass sie eines Tages in Deutschland leben könnten.