Köln, Bielefeld (epd)Auch vor der Entstehung der Neonazi-Terrorzelle NSU habe es Übergriffe auf Asylbewerber gegeben, sagte Zick dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitagsausgabe). "Aus den Angriffen heraus bildeten sich Zellen. Es gibt viele Hinweise darauf, dass das wieder passieren kann."
Höhere Zustimmung zu rechtsextremen Einstellungen in Ostdeutschland
Die Lage sei heute schwieriger als in den 90er Jahren, weil es überall in der Gesellschaft Konfliktherde gebe, erläuterte der Wissenschaftler und verwies auf Rechtsextremismus und Islamismus. Hinzu komme, dass viele Menschen in der Mitte der Gesellschaft mit sich selbst beschäftigt seien und Abstiegsängste hätten. "Das macht sie zurückhaltender beim Thema Zuwanderung", sagte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.
In Ostdeutschland gibt es nach Einschätzung des Gewaltforschers nach wie vor eine höhere Zustimmung zu rechtsextremen Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft als im Westen. "Es wirkt sich aus, dass die neuen Bundesländer noch nicht so multikulturell sind", sagte er. "Aber wir haben überall in Deutschland Facetten von Menschenfeindlichkeit." So gebe es in Bayern einen stärkeren Antisemitismus, und Rechtsextremisten seien auch in Dortmund aktiv.
Starke gewaltbereite Neonazi-Gruppen
Um Fremdenhass und rechtsextremer Gewalt zu begegnen, hält Zick neue Strategien für nötig. Inzwischen gebe es starke gewaltorientierte Neonazi-Gruppen, "die in gar keine Kommunikation mehr treten und eine Guerillataktik fahren, also lokal zuschlagen und sich dann zurückziehen", sagte der Wissenschaftler. "Die wird man mit einer Lichterkette nicht mehr kriegen." Ganz wichtig seien "starke Schutzschilder um die Flüchtlinge herum", betonte Zick.