Bonn (epd)Eine einwanderungsfeindliche Bewegung wie "Pegida" hat sich nach Ansicht des Politikwissenschaftler Frank Decker nur vor dem Hintergrund der AfD (Alternative für Deutschland) und der medialen Aufmerksamkeit entwickeln können. "'Pegida' und AfD sind Ausdruck derselben rechtspopulistischen Grundstimmung in Ostdeutschland. Zwischen beiden besteht eine Wechselwirkung", sagte Decker am Mittwoch in Bonn.
Die politische Achse habe sich seit Auftreten der AfD und seit den "Pegida"-Demonstrationen nach rechts verschoben, sagte Decker auf dem Dies Academicus der Universität Bonn. Alle großen Parteien hätten bisher schon Stimmen an die AfD verloren.
AfD und Sarrazin: Rechtspopulisten
Als "spiritus rector", also eine Art lenkenden Geist dieser von sozialer Unsicherheit und Angst vor dem Fremden gespeisten Bewegung, sehe er Thilo Sarrazins Bestseller "Deutschland schafft sich ab", sagte der Leiter der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik. Sarrazin sei ebenso selbst Rechtspopulist wie die Protagonisten der AfD, die sich gegen diese Bezeichnung wehrten. "Und ich sehe keinen Grund, diesen politischen Kampfbegriff nicht auch in der Wissenschaft für sie zu verwenden", sagte Decker.
Dem AfD-Parteigründer Bernd Lucke breche derzeit sein zentrales Eurothema weg, erläuterte Decker. Deshalb werde sich für die AfD offensichtlich die radikale Strategie, das Fischen am rechten Rand der Wählerschichten, als erfolgversprechender herausstellen. "Aber sie birgt auch das größere Risiko. Denn wer die Geister am rechten Rand ruft, hat sie noch nie losbekommen", so Decker.