Zur Kundgebung anlässlich des ersten Jahrestages der fremdenfeindlichen "Pegida"-Bewegung fanden sich nach Schätzungen der studentischen Statistikgruppe "Durchgezählt" zwischen 15.000 und 20.000 Demonstranten ein. Das waren deutlich mehr als in der Vorwoche, als etwa 9.000 Teilnehmer gezählt wurden. Die Zahl der Gegendemonstranten auf vier Routen eines Sternmarsches summierte sich nach den Zählungen der Gruppe auf mindestens 15.000 Menschen.
Die Gegenproteste führten in Form eines Sternmarsches in die Dresdner Innenstadt. Auf den einzelnen der insgesamt vier Routen wurden zwischen 2.000 und 5.000 Menschen gezählt. An der berühmten Semperoper war auf einem Banner zu lesen: "Wir sind kein Bühnenbild für Fremdenhass". Zahlreihe Kulturinstitutionen und Kirchen schalteten aus Protest gegen "Pegida" demonstrativ die Lichter an ihren Gebäuden aus. Die Gegenproteste standen unter dem Motto stand "Es reicht! Herz statt Hetze". Der sächsische Grünen-Chef Jürgen Kasek sagte auf der Gegenkundgebung: "Pegida bereitet den Boden für den um sich schlagenden Hass in Sachsen." Dies würden die Demokraten "nicht mehr tolerieren", fügte er hinzu.
Laut Beobachtern gab es auf beiden Seiten eine hohe Mobilisierung auch außerhalb Dresdens. Augenzeugen berichteten von zahlreichen Fahrzeugen mit auswärtigen Kennzeichen auf den Parkplätzen in der Innenstadt. Schon während des Zulaufs zu der "Pegida"-Demonstration kam es zu einzelnen Zusammenstößen mit Gegendemonstranten. Es flogen Feuerwerkskörper. Die Polizei bestätigte, dass ein "Pegida"-Anhänger von Unbekannten angegriffen und dabei so schwer verletzt wurde, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Spitzenpolitiker hatten im Vorfeld vor einer wachsenden Radikalisierung gewarnt, nachdem in der Vorwoche eine Galgenattrappe für Entsetzen gesorgt hatte. Polizeiautos standen am Montagabend in der Dresdner Innenstadt Stoßstange an Stoßstange. Auf beiden Seiten wurde mit gewaltbereiten Demonstranten gerechnet. Nach Angaben von Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) wurden die Demonstrationen durch rund 1.000 Polizeibeamte aus sechs weiteren Bundesländern abgesichert.
"Pegida" war fast auf den Tag genau, am 20. Oktober 2014, erstmals durch Dresden marschiert. Die islamkritische Gruppe um Gründer Lutz Bachmann war im Laufe des vergangenen Jahres zu einer massenhaften Bewegung mit zunehmender Radikalisierung angewachsen.
Bei der Kundgebung am Montagabend kündigte "Pegida"-Gründer Lutz Bachmann an, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wegen Volksverhetzung anzeigen zu wollen. De Maizière hatte die "Pegida"-Organisatoren als Rechtsextreme und Rattenfänger kritisiert. Bachmann hatte bereits im Vorfeld der Jubiläumskundgebung internationale Gäste angekündigt. Als Redner traten unter anderem der rechtspopulistische deutsch-türkische Schriftsteller Akif Pirincci sowie Rechtspopulisten aus dem tschechischem Parlament, aus den Niederlanden und von der italienischen Lega Nord auf. Begleitet wurde die "Pegida"-Kundgebung anders als sonst von mehreren eingespielten Filmen. Dazu war eigens eine große Videoleinwand auf dem Theaterplatz aufgebaut worden.