Es gebe zwar ein konstantes Milieu von etwa 20 Prozent der Bevölkerung, die ausgrenzten und Angst vor Fremdheit hätten, sagte der Direktor der gemeinnützigen Stiftung "Futurzwei" der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (Montagsausgabe). Der Großteil sei aber eine stille Mitläufergruppe. Die kleine Gruppe der Aktivisten habe zwar durch die Flüchtlingskrise Aufwind bekommen. Aber sie seien weder repräsentativ noch mehrheitsfähig.
Welzer empfahl, diese Gruppe zu ignorieren: "Jede Form von Thematisierung ist nur eine Aufwertung." Wer Straftaten begehe, müsse strafrechtlich verfolgt werden, bei bestimmten Fällen sogar wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.
Insgesamt halte er die Stimmung in der Bevölkerung immer noch für überraschend positiv, betonte der ehemalige Direktor des Instituts für Psychologie der Universität Hannover. Viele Bürger arbeiteten in den Aufnahmeeinrichtungen, verteilten Kleidung, sorgten für Essen, begleiteten Migranten auf die Ämter. Etwa die Hälfte der Bevölkerung befürworte die Aufnahme von Flüchtlingen.
Der große Flüchtlingszuzug verändere die Gesellschaft. Die Einsicht, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei, habe sich endlich durchgesetzt. Dazu gehöre auch, die Zuwanderer schnell und gut auszubilden und in Arbeit zu vermitteln. Das sei "unheimlich schnell auf den Weg gebracht worden". Die Flüchtlinge sorgten zudem dafür, dass die demografische Problematik Knall auf Fall außer Kraft gesetzt werde. Schließlich werde sich die Zusammensetzung der Bevölkerung verändern. "Die wird etwas bunter."