Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au stellte die Losung am Montag in Berlin vor, gemeinsam mit der Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Ellen Ueberschär, und dem Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge.
Der Vers stammt aus der alttestamentlichen Erzählung von Sarai, Abram und Hagar, in der die von Abram schwangere Magd Hagar vor ihrer eifersüchtigen Herrin Sarai, flieht. In der Wüste begegnet Hagar einem Engel und sagt zu him: "Du bist ein Gott, der mich sieht."
Bei der Auswahl des Bibelwortes sei es um die Sehnsucht der Menschen nach "Angesehen sein, wahrgenommen werden" gegangen, sagte Christina Aus der Au bei der Vorstellung. "Diese Sehnsucht ist groß. Dafür schicken wir permanent Bilder von uns selbst in die Welt, per Selfie, Facebook und Whatsapp. Doch wirklich gemeint zu sein - das geht tiefer", ist die Kirchentagspräsidentin überzeugt.
Aufmerksamkeit für die Menschen
Generalsekretärin Ellen Ueberschär sagte: "Sehen stiftet Beziehung, nicht nur mit Gott, sondern auch im Miteinander aller Menschen. Von Gott angesehen zu werden, begründet die Würde des Menschen als Gottes Geschöpf." Die Geschichte von Hagar werde auch im Koran und im Neuen Testament aufgegriffen. Damit sei "Du siehst mich" ein Satz, der "über den biblischen Kontext hinaus auch heute Anerkennung, Wertschätzung und Zuwendung aussagt", betonte Ellen Ueberschär.
Bischof Markus Dröge freut sich, dass der Deutsche Evangelische Kirchentag nach 1951, 1961, 1977, 1989 und 2003 bereits zum sechsten Mal in der Bundeshauptstadt zu Gast sein wird. "Ich wünsche mir einen Kirchentag voller Aufmerksamkeit", sagte Dröge, "aufmerksam für Menschen ohne Ansehen, in einer Stadt, in der arm und reich weit auseinanderklafft; aufmerksam auch für diejenigen, die nicht oder anders an Gott glauben, hier im Osten Deutschlands und in einer Stadt voller kultureller und weltanschaulicher Gegensätze; aufmerksam für eine Kirche, die sich ändert, weil sie sich ändern muss."
Zusammen mit der Losung hat das Präsidium zum Kirchentag 2017 biblische Texte für Gottesdienste und Bibelarbeiten festgelegt. Für den Festgottesdienst sind Worte aus dem 1. Korintherbrief, "Von Angesicht zu Angesicht" (1. Korinther 13,12), vorgesehen und für die Eröffnungsgottesdienste der Kirchentagspsalm 139, "Deine Augen sehen mich".
Die Losung "Du siehst mich" ist Überschrift für alle Vorbereitungen zum Kirchentag in Berlin und für sechs "Kirchentage auf dem Weg" in Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Jena/Weimar, Dessau-Roßlau und Halle/Eisleben, die anlässlich des Reformationsjubiläums stattfinden. Sie wird außerdem den großen Festgottesdienst begleiten, zu dem mehr als 200.000 Menschen in Wittenberg erwartet werden. Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag ist vom 24. bis 28. Mai 2017 in Berlin und Wittenberg zu Gast.