Die 1983 in Bad Pyrmont geborene Tochter eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter erhielt den mit 3.000 Euro dotierten Preis des Vereins zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre für ihre Untersuchung von antiken Texten über Ehen, die außerhalb der eigenen sozialen Gruppe geschlossen wurden.
Die Arbeit mit dem Titel "Exogame Ehen. Die traditionsgeschichtlichen Kontexte der paulinischen Position" besteche durch ihren weiten Horizont, die Fülle des herangezogenen Quellenmaterials sowie die prägnante und verständliche Darstellung, urteilte die Jury. Darüber hinaus fließen feministisch-theologische Fragestellungen mit großer Selbstverständlichkeit ein, wie es hieß.
Feministisch sei an der Arbeit beispielsweise, dass der Apostel Paulus auch weibliche Ehepartner heilige, die nicht an Christus glaubten, sagte der Professor für Altes Testament an der Universität Marburg, Rainer Kessler, in seiner Laudatio. Er spreche von einem "Heiligkeitsraum", der auch die Kinder einer solchen Ehe umfasse. "Paulus betont mit dem Gedanken der Heiligkeit die grundsätzliche Gemeinschaftsfähigkeit der nicht christusgläubigen Ehepartner."
El Mansy habe auch deswegen einen Preis für feministische Theologie verdient, weil sie einen wesentlichen Beitrag zur Intersektionalitätsforschung geleistet habe, fügte Kessler hinzu. Was Frau-Sein oder Mann-Sein konkret bedeute, entscheide sich immer an einem Kreuzungspunkt (auf Englisch: "intersection"). Neben dem biologischen Geschlecht kämen viele weitere Faktoren hinzu, etwa der Bildungsstand, die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht oder zu einer Ethnie.
Die Preisträgerin studierte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und an der Universität Leipzig. Seit 2007 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg, seit 2009 bei der Professorin für Neues Testament, Angela Standhartinger, bei der sie auch promovierte. Ebenfalls 2009 legte El Mansy in der westfälischen Kirche das Erste Kirchliche Examen ab.
Der alle zwei Jahre vergebene Leonore-Siegele-Wenschkewitz-Preis ist nach der 1999 gestorbenen Kirchenhistorikerin und langjährigen Direktorin der Evangelischen Akademie Arnoldshain benannt. Er dient der Auszeichnung von Beiträgen, die in besonderer Weise die feministische Theologie oder die Gender Studies in der Theologie fördern. Die Stifter des Preises sind neben dem Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre in Flörsheim/Main die Evangelische Akademie Frankfurt, der Verein Evangelische Frauen in Hessen und Nassau und die Leitung der hessen-nassauischen Kirche.