Bischof Hans-Jörg Voigt von der Freikirche sagte der mitteldeutschen Kirchenzeitung "Glaube und Heimat" (Ausgabe vom 27. September), seine Kirche habe "keinerlei 'Allianzen' mit der Piusbruderschaft geschlossen".
Vor einer Woche war bekanntgeworden, dass die Exerzitien im Evangelischen Allianzhaus in Bad Blankenburg von einem ehrenamtlichen Pastor der Freikirche aus Jena und dem Priorat Stuttgart der traditionalistischen Piusbrüderschaft angeboten werden. Die Einladung dazu sei jedoch die "Entscheidung eines einzelnen Pastors im Ehrenamt", mit dem kirchenintern Gespräche geführt würden, sagte Bischof Voigt der Zeitung zufolge. Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche ist ständiges aktives Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland.
Auf der Internetseite des Stuttgarter Priorats wird zudem verkündet, dass die umstrittene Bruderschaft seit Dezember 2014 dabei ist, in Hopfgarten bei Weimar ein künftiges "Apostolat in Thüringen" zu errichten. Angekündigt werden mehrere Messfeiern, zu denen Interessenten, "denen die altehrwürdige römische Liturgie am Herzen liegen", eingeladen werden.
Die traditionalistische Priesterbruderschaft Pius X. wurde 1970 von dem französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) aus Protest gegen die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) gegründet. Ihre Wurzeln hat sie im rechtskatholischen Milieu vor allem in Frankreich. Die Vereinigung lehnt Ökumene, Religionsfreiheit sowie die Liturgiereform des Konzils ab. Der Vatikan hatte den offiziellen Dialog mit den Traditionalisten 2012 unterbrochen und im September 2014 wiederaufgenommen. Nach eigenen Angaben hat die Gemeinschaft mit insgesamt mehr als 500 Priestern weltweit rund 600.000 Anhänger. Zu den Mitgliedern der Piusbruderschaft gehört auch der Holocaust-Leugner Richard Williamson. Das Generalhaus ist in Menzingen in der Schweiz. Zum deutschen Distrikt gehören mehrere Schulen, ein Seminar sowie über 30 Kapellen.