Germanwings-Tragödie hat zur Stigmatisierung Depressiver geführt
Die Tragödie des Germanwings-Absturzes im März hat nach Beobachtung des Suizidforschers Manfred Wolfersdorf zu einer "erhöhten Stigmatisierung" depressiv kranker Menschen geführt. Ihnen werde jetzt vielfach "nicht nur die eigene Suizidmortalität zugeschrieben, sondern auch die Mitnahme anderer unterstellt", sagte der Experte am Mittwoch in Bayreuth.
Bei der Katastrophe, die der Copilot der Maschine absichtlich herbeigeführt hatte, waren alle 150 Insassen des Flugzeugs getötet worden. Ermittlern zufolge hatte der Mann 2009 unter einer schweren Depression gelitten.
Im Vorfeld des Welt-Suizid-Präventionstags (10. September) mahnte Wolfersdorf, der auch Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Bayreuth ist, ein schärferes gesellschaftliches Bewusstsein für Suizid-Gefährdung und psychische Erkrankungen an. Die Prävention von Selbsttötungen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Mediziner regte sogenannte Awareness-Programme an, um Warnsignale früher zu erkennen und Berührungsängste mit diesem sensiblen Thema abzubauen.