Muslimische Helfer seien in den Erstaufnahmelagern, um zu übersetzen, bei Behördengängen zu helfen oder Essen zu verteilen. "Als Bundesverband haben wir im Ramadan zu der Aktion 'Deutschland sorgt für Flüchtlinge' aufgerufen, an der Gemeinden in 20 Städten teilgenommen haben", sagt Nurhan Soykan, die auch Sprecherin des Koordinationsrates der Muslime ist, des Dachverbands der vier großen Moscheeverbände in Deutschland. Bei der Aktion seien zum traditionellen Fastenbrechen während des Ramadans viele Flüchtlinge eingeladen worden. Außerdem biete die Organisation Beratung für Pflegefamilien an, die unbegleitete Flüchtlinge aufnehmen wollten. Weitere bundesweite Projekte seien in den Startlöchern.
"Da passiert schon sehr viel", sagte Soykan. "Es ist aber leider nicht so koordiniert gewesen, weil wir kein ausgebautes Wohlfahrtssystem haben wie die anderen Religionsgemeinschaften", erläuterte sie mit Blick auf die kirchlichen Hilfsorganisationen Diakonisches Werk und Caritas. Vergleichbare Strukturen unter den Muslimen müssten noch aufgebaut werden.
Nach Einschätzung der Kölner Rechtsanwältin werden sich die Strukturen vor allem der arabisch geprägten Moscheevereine durch die vielen Flüchtlinge aus Ländern des Nahen Ostens verändern. "Wir haben großen Zulauf in diese Gemeinden, unsere Mitgliedszahlen haben sich sehr verändert", sagte Soykan. "Die arabischsprachige Community wird auf jeden Fall anwachsen." Es sei wichtig, für die neu Hinzukommenden passende Angebote zu machen. Dazu zählten Integrations- und Sprachkurse sowie eine psychologische Betreuung für traumatisierte Menschen.
Wie viele Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) unter den Syrern oder Irakern sind, die derzeit nach Deutschland kommen, ist unklar. "Man hat natürlich die Sorge, dass unter den Flüchtlingen auch IS-Kämpfer sein könnten, die radikalisiert sind", räumte Soykan an. Mit solchen Gefahren sei immer zu rechnen. "Wir haben ein Auge darauf", kündigte die Vertreterin des Zentralrats an. "Unsere Mitglieder sind sensibilisiert."