Die Rechtsextremen ziehen seit 2006 jedes Jahr am ersten August-Wochenende zum Wincklerbad, wo sich bis 1947 ein britisches Verhörzentrum und Militärgefängnis für Nationalsozialisten befand. Sie haben die Märsche noch bis 2030 angemeldet. 2010 kamen noch 900 Neonazis. Seitdem sank die Zahl auf zuletzt etwa 200.
Bad Nenndorfer Bürger hatten die Aufmarsch-Strecke zum Protest mit bunten Bannern, Plakaten und Häkeltüchern geschmückt. Neben einer Kundgebung wurden an mehreren Stelle Feste gefeiert. Erstmals hatte das Bürgerbündnis auch einen unfreiwilligen "Spendenlauf" nach dem Vorbild einer Aktion im bayerischen Wunsiedel organisiert. Für jede Minute unerwünschter Aufenthaltszeit der Neonazis in der Stadt spendeten Privatleute und Unternehmer zehn Euro. Am Nachmittag rechneten die Organisatoren mit einem Erlös von 2.400 Euro.
Das starke Engagement der Bürgerinitiative habe erreicht, dass deutlicher weniger Neonazis jährlich nach Bad Nenndorf kämen, sagte Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt bei der Gegendemonstration. Auch angesichts jüngster Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte sei Zivilcourage gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nötig.
Der Friedensbeauftragte der Hannoverschen Landeskirche, Lutz Krügener, rief dazu auf, Rechtsextremen an allen Orten Widerstand entgegenzusetzen. Statistisch brenne jeden Tag eine Flüchtlingsunterkunft in Deutschland, betonte der evangelische Pastor: "Wir alle stehen gegen ein Denken, das Menschen nach Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder anderen Merkmalen sortiert."
Bei einem ökumenischen Gottesdienst zusammen mit der jüdischen Gemeinde würdigte am Vormittag auch der ehemalige Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, die Protestaktionen des Bürgerbündnisses. Sie zeigten, dass eine demokratische Gesellschaft ohne Freiheit, Respekt und Toleranz nicht leben könne.