Außerdem stellten die Menschen im Zeitalter des Computers die Kraft der Inspiration infrage. Dieses "Einhauchen von Geist" habe im auf Machbarkeit reduzierten Denken von heute keinen Platz mehr, sagte er in seiner Laudatio auf die in Bremen lebende südkoreanische Komponistin Younghi Pagh-Paan (69). Sie erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Preis der Europäischen Kirchenmusik 2015.
Younghi Pagh-Paan wirke dem drohenden Verlust der Kirchenmusik entgegen, hob Nyffeler hervor. Für sie sei religiös ausgerichtete Musik Ausdruck ganz persönlichen Erlebens, "das aus dem Inneren kommt und auf das Innere zielt". Ihr Schaffen bewege sich im Spannungsfeld zwischen ostasiatischem und europäischem Denken. Dies präge auch ihre Preisträgerkomposition "In deinem Licht sehen wir: das Licht", in der sie Texte von Psalmen und aus dem Tao Te King miteinander verbinde.
Nyffeler sagte, seit dem Mittelalter habe sich in der Kirche - oft auch gegen deren Widerstände - die europäische mehrstimmige Kunstmusik entwickelt. Diese weltweit einzigartige Musiktradition sei "ein klingendes Abbild der christlichen kulturellen Überlieferungen" und drohe nun abzubrechen.