MDR: Schüsse auf Flüchtlingsheim im sächsischen Böhlen

Foto: dpa/Jan Woitas
MDR: Schüsse auf Flüchtlingsheim im sächsischen Böhlen
Wieder hat es einen Anschlag auf ein Asylbewerberheim in Sachsen gegeben. Nach dem Brand auf eine geplante Unterkunft in Meißen ist nun offenbar ein Hotel in Böhlen beschossen worden.

Auf ein Flüchtlingsheim in Böhlen bei Leipzig ist am Wochenende offenbar mehrfach geschossen worden. In den Nächten auf Samstag und Sonntag sollen dabei Zimmerfenster und Teile der Fassadenverglasung beschädigt worden sein, berichtete der MDR am Mittwoch. In dem ehemaligen Apart-Hotel, das als Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaates dient, sind laut Landesdirektion Sachsen aktuell rund 150 Menschen untergebracht.

Wie die Polizei am Mittwoch bestätigte, hat das für Extremismus zuständige Operative Abwehrzentrum Sachsen die Ermittlungen übernommen. Zum Sachverhalt wollten die Beamten aus ermittlungstaktischen Gründen aber keine weiteren Angaben machen. Es habe in den Nächten zwei ähnliche "Handlungen" gegeben, bei denen keine Personen verletzt worden seien, sagte ein Sprecher. Allerdings habe es eine Sachbeschädigung gegeben. Alles Weitere gelte als "Täterwissen" und werde nicht verbreitet.

Erst Ende Juni hatte es einen Brandanschlag auf eine geplante und noch unbewohnte Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Meißen gegeben. Unbekannte hatten sich gewaltsam Zutritt in das frisch sanierte Gebäude verschafft, in dem bis zu acht Wohnungen für Asylbewerber entstehen sollten. Sie legten mit Hilfe von Brandbeschleunigungen ein Feuer, mehrer Wohnungen wurden durch den Ruß beschädigt. Die Täter sind noch nicht gefasst.

In Sachsen gab es in diesem Jahr bis Ende Mai 31 Angriffe mit fremdenfeindlichen Motiven auf Flüchtlingsheime, bundesweit lag die Zahl bis Ende Juni bei 150. Der Freistaat liegt damit deutlich über dem Durchschnitt. 2014 hatte die Zahl der Anschläge nach Angaben des Bundesinnenministeriums deutschlandweit bei 170, 2013 noch bei 55 gelegen.

Linken-Politikerin Nagel: "Neue Stufe der Gewalt"

Die migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion im sächsischen Landtag, Juliane Nagel, sprach am Mittwoch von einer "neuen Stufe der Gewalt" gegen Flüchtlinge. "Mit dem Angriff auf das Apart-Hotel wurde bewusst in Kauf genommen, dass Menschen verletzt oder gar getötet werden", sagte Nagel und fügte hinzu: "Das ist nicht tolerierbar."

Sie forderte die sächsische Landesregierung auf, besser für die Sicherheit an den Asylunterkünften zu sorgen. Dazu gehöre auch, "Engagement gegen Rassismus und für ein wirklich weltoffenes Sachsen" zu befördern, sagte Nagel.