"Es ging den beiden um gebildeten Glauben. Und das ist hochaktuell in einer Zeit, die mit Fundamentalismus zu kämpfen hat", sagte Käßmann, die als Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 wirbt, am Samstag.
Hus und Luther hätten beide Kritik am Zustand der Kirche in ihrer Zeit geübt, indem sie Korruption und Ablasshandel anprangerten. "Allein die Bibel sollte religiöse Autorität haben und allein Christus sollte im Zentrum des Glaubens stehen", sagte Käßmann. Beiden sei es um das "an der Bibel geschärfte Gewissen des Einzelnen" gegangen.
Hus war am 6. Juli 1415 als Ketzer hingerichtet worden. Käßmann wird am Sonntag an den offiziellen Gedenkfeiern zum Todestag in Prag teilnehmen.
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Vor ihrer Abreise sagte die Theologin, Jan Hus (um 1370-1415) zähle neben Martin Luther und Johannes Calvin (1509-1564) zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Reformationszeit. Die Reformation sie eine Erneuerungsbewegung, die von vielen getragen worden sei und schon im 15. Jahrhundert begonnen habe. Deshalb werde es im Jahr 2017 auch "keinen deutschen Lutherkult geben, sondern ein internationales Reformationsjubiläum". Reformation werde "als Prozess erkennbar, der lange vor Luther und seinen Mitstreitern begann und bis heute fortdauert".
Das 500. Reformationsjubiläum in zwei Jahren geht auf das Jahr 1517 zurück, in dem Luther seine 95 kirchenkritischen Thesen veröffentlichte.
Jan Hus hatte in Prag studiert und war dort auch als Rektor tätig. Zehn Jahre predigte er in der Bethlehemskapelle und setzte sich für eine Reform der Kirche ein. Im Sommer 1415 sollte er vor dem Konstanzer Konzil seine Lehre leugnen. Er weigerte sich und wurde als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.