Andreas L. war am Samstag in seiner Heimatstadt Montabaur bestattet worden, die zum Dekanat Selters gehört. Die "Bild" druckte auf der Titelseite ihrer Dienstagausgabe ein Foto des Grabes mit der Überschrift "Amok-Pilot heimlich beerdigt!" Andreas L. hatte nach Erkenntnissen der Ermittler am 24. März 2015 als Copilot einen Germanwings-Airbus auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf absichtlich in den französischen Alpen abstürzen lassen. Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben. Die Sensationsberichterstattung einiger Medien führte zu einem Beschwerderekord beim Deutschen Presserat, der sich mit über 400 offiziellen Eingaben befassen musste.
Kirchenvertreter Bongard lobte ausdrücklich die Koblenzer "Rhein-Zeitung" für ihren Umgang mit dem Begräbnis. Das Blatt war am Montag mit einer weißen Lücke auf der Titelseite und mit nur einem Satz zum Begräbnis erschienen. Das Dekanat habe sich für die "angenehme Geste" bei Chefredakteur Christian Lindner bedankt, erklärte der Öffentlichkeitsreferent. Generell sei die Beerdigung ohne Störungen verlaufen.
Direkt nach dem Flugzeugunglück hatte das evangelische Dekanat nach Bongards Worten aber auch die "hässliche Seite der Medien" kennengelernt. Viele Journalisten hätten die Mitarbeiter "geradezu belagert" und sowohl im Dekanat als auch bei Pfarrern direkt angerufen. Aber es habe auch Medienmacher gegeben, die mit dem Thema und den Angehörigen der Opfer sehr behutsam umgegangen seien. So habe ein Journalist der "New York Times" als stiller Beobachter an einem Gottesdienst direkt nach dem Unglück teilgenommen. Danach habe er behutsam und ruhig Fragen gestellt, berichtete Bongard.