Mindestens 70 Indigene sind im vergangenen Jahr ermordet worden, wie der indigene Missionsrat Cimi am Freitag (Ortszeit) berichtete. Dies bedeute eine Zunahme von über 20 Prozent im Vergleich zu 2013. Morde, Selbstmorde, mangelnde Gesundheitsversorgung sowie Landraub und Umweltzerstörung bedrohten die indigenen Ethnien Brasiliens, heißt es weiter in einem Bericht zur Gewalt gegen Indigene im Jahr 2014.
Die Ureinwohner seien einem umfassenden Angriff auf die Menschenrechte ausgesetzt, erklärte Cimi-Präsident Erwin Kräutler bei der Vorstellung des Berichts. Der österreichische Bischof, der seit Jahrzehnten im brasilianischen Amazonasgebiet tätig ist, verwies auch auf Papst Franziskus, der noch vor kurzem den Schutz von Indigenen und der Umwelt weltweit anmahnte. Der Cimi ist der Nationalen Bischofskonferenz Brasiliens unterstellt.
Die meisten Gewalttaten gegen Indigene ereigneten sich dem Bericht zufolge im westlichen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Dort zählte der Cimi über ein Drittel der Morde. Ursache sind zumeist Konflikte um Landbesitz. Tausende Ureinwohner warten darauf, dass ihnen Ländereien, auf denen schon ihre Vorfahren lebten, zugesprochen werden. Vor allem die Großgrundbesitzer und das Agrar-Business, die im Kongress über ein starke Lobby verfügen, wenden sich allerdings gegen die Demarkierung indigener Territorien.
Aufgrund der schwierigen Lage nahm Cimi zufolge auch die Zahl der Selbstmorde zu. Mindestens 135 Indigene nahmen sich 2014 das Leben. Eine so hohe Suizidrate gab es seit fast 30 Jahren nicht mehr. Zudem verwies Cimi auf eine Zunahme der Kindersterblichkeit. Die katholische Organisation zählte im vergangenen Jahr 785 Todesfälle von Kindern bis zu fünf Jahren.
Bei der Vorstellung des Berichts am Sitz der Bischofskonferenz in der Hauptstadt Brasilia machte der Cimi die Regierung und die Behörden für die schwierige Lage der Indigenen verantwortlich. Vor allem der unzureichende Zugang zu medizinischer Versorgung sei für zahlreiche Leiden verantwortlich.