Eine Bluttat mit neun Toten in einer Kirche in den USA sorgt für Entsetzen. Ein bewaffneter Mann erschoss am Mittwochabend (Ortszeit) in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina sechs Frauen und drei Männer in dem Gotteshaus. Der mutmaßliche Täter, der nach der Tat geflüchtet war, wurde am Donnerstag nach einer Großfahndung gefasst, wie der Fernsehsender NBC berichtete. Der Polizeichef von Charleston, Gregory Mullen, und Bürgermeister Joseph Riley, sprachen von einem "Hassverbrechen".
Nach Angaben von Polizeichef Mullen wurde der tatverdächtige 21-jährige Dylann Roof in Shelby im benachbarten Bundesstaat North Carolina bei einer Verkehrskontrolle festgenommen, mehrere hundert Kilometer vom Tatort entfernt. Der Täter, ein junger Weißer, hatte laut einem CNN-Bericht das Feuer auf eine Gruppe von Schwarzen eröffnet, die sich in der Kirche zum Bibelstudium versammelt hatte. Nach Polizeiangaben starben acht Menschen in der Kirche, ein weiteres Opfer wenig später im Krankenhaus. US-Justizministerin Loretta Lynch sprach von einem "herzzerreißenden Ereignis".
"Ihr müsst weg"
Alle Opfer des Anschlags sind schwarz. Unter den Getöteten ist laut NBC News auch Clementa Pinckney, der Pastor der "Emanuel African Methodist Episcopal"-Kirche. Der Geistliche war auch Mitglied des Senats von South Carolina. Die Namen der weiteren Opfer waren zunächst nicht bekannt. Bürgermeister Riley sicherte den Familien Unterstützung und Hilfe zu.
Sylvia Johnson, eine Cousine des ermordeten Pastors, sagte dem Sender NBC, eine Augenzeugin habe ihr berichtet, der Täter habe seine Waffe fünf Mal nachgeladen. Er habe gesagt: "Ihr vergewaltigt unsere Frauen und ihr nehmt überhand in unserem Land. Ihr müsst weg." Polizeichef Mullen teilte laut Medienberichten mit, der Täter sei etwa eine Stunde lang in dem Gotteshaus gewesen, vor er das Feuer eröffnet habe.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Jeb Bush sagte eine für Donnerstag geplante Wahlveranstaltung in Charleston ab, wie die Lokalzeitung "Post and Courier" berichtete. Bush bete für die "von dieser Tragödie Betroffenen", teilte sein Wahlkampfstab mit. Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, forderte zum Gebet für die Opfer und deren Angehörige auf.
In der Stadt Charleston leben etwa 120.000 Menschen. Die Anfang des 19. Jahrhunderts gegründete "Emanuel African Methodist Episcopal" ist eine der ältesten schwarzen Kirchen im Süden der USA. Es gebe "keinen größeren Feigling" als einen "Kriminellen, der ein Gotteshaus betritt, und unschuldige Menschen beim Bibelstudium abschlachtet", sagte der Präsident des Bürgerrechtsverbandes NAACP, Cornell William Brooks.
Pastor John Hall Brown von der nahegelegenen Mount Zion A.M.E.-Kirche prangerte im Fernsehsender NBC "Amerikas Liebesaffäre mit Schusswaffen an". In den USA könnten auch Geisteskranke und Mitglieder von Hassorganisationen Schusswaffen bekommen. Für Kirchen sei es dennoch undenkbar, ihre Türen zu verschließen.
In den USA kommt es immer wieder zu Amokläufen mit Schusswaffeneinsatz. Im September 2013 erschoss ein Attentäter in der Hauptstadt Washington zwölf Menschen in einem Bürogebäude. Im Dezember 2012 erschoss ein 20-Jähriger 27 Kinder und Erwachsene in der Sandy Hook-Schule in Newtown in Connecticut. Im Juli 2012 kamen bei einem Amoklauf in einem Kino in Aurora in Colorado zwölf Menschen ums Leben. Im April 2007 erschoss ein Mann 27 Studenten und Mitarbeiter an einer Universität in Blacksburg in Virginia.