Die am Donnerstag veröffentlichte Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus stößt in Deutschland in der katholischen wie auch der evangelischen Kirche auf Zustimmung. Die Kirchen hätten "von ihrem Auftrag her die Verpflichtung, sich in diesem aktuellen Prozess politischer Willensbildung einzubringen", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Donnerstag in Hannover.
Bedford-Strohm drückte seine "große Zustimmung zu den Kernaussagen" aus und wünschte dem knapp 200 Seiten starken Werk "von Herzen eine breite internationale Aufmerksamkeit". Jenseits "unterschiedlicher theologischer Traditionen" verbinde die christlichen Kirchen in der Welt die "gemeinsame Leidenschaft für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und für eine gerechte Ordnung der weltweiten Wirtschaftsbeziehungen".
Wachrüttelnd und mahnend
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte in München, er mache sich dieses "große Werk" des Papstes "gerne zu eigen". Mit der Enzyklika rede Franziskus "der Welt und auch der Kirche ins Gewissen". Die Botschaft sei "nicht bequem, sie rüttelt wach und mahnt uns". Beim Klimawandel gelte das vor allem für die Staaten, besonders die reichen Länder. Franziskus setze aber auch auf die Verantwortung jedes Einzelnen, der Gläubigen ebenso wie aller Menschen "im gemeinsamen Haus der Erde".
Beide Bischöfe betonten, dass die Enzyklika zur rechten Zeit komme und verwiesen auf die anstehende UN-Klimakonferenz im Dezember in Paris. Zum Klimawandel berufe sich der Papst auch ausdrücklich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, hob Marx hervor. Nach Ansicht des Kardinals greift der Begriff Umwelt-Enzyklika zu kurz. Er hob hervor, dass der Papst in seinem Lehrschreiben die Probleme der Umwelt und der sozialen Entwicklung verschränke: "Ökologische und soziale Ungerechtigkeiten können nicht getrennt voneinander betrachtet werden."
Bedford-Strohm kündigte an, dass die EKD Ende August eine Studie zur Debatte über neue Leitbilder für eine zukunftsfähige Entwicklung veröffentlichen wolle. Dies geschehe mit Blick auf die UN-Vollversammlung Ende September in New York, die sich mit nachhaltigen Entwicklungszielen beschäftigen wird.
Marx wies bei seiner Vorstellung des Textes auf eine "kurze Bemerkung" des Papstes zur Abtreibung hin: Demnach könne man "nicht gleichzeitig für die Umwelt und für die Abtreibung sein", sagte der Münchner Erzbischof.