Militärische Interventionen in Krisengebieten umstritten

Militärische Interventionen in Krisengebieten umstritten
Ob in Krisengebieten militärisch interveniert werden sollte, ist hoch umstritten
Ob in Krisengebieten militärisch interveniert werden sollte, ist unter den Teilnehmern des evangelischen Kirchentags hoch umstritten. Gewalt bringe "nie eine Lösung", sei aber manchmal nötig, um die Vernichtung von Menschen zu verhindern, sagte am Samstag in Stuttgart der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Der Tübinger Konfliktforscher Markus Weingardt sprach sich gegen bewaffnete Interventionen aus. Es gebe keinen Konflikt, in dem alle Mittel der zivilen Krisenbewältigung ausgeschöpft worden wären, kritisierte er.

Der Rat der EKD hatte vergangenes Jahr in einer friedensethischen Stellungnahme deutsche Waffenlieferungen an die Peschmerga im Nordirak und "den Einsatz militärischer Gewalt zum Schutz vor Vertreibung und Massenmord" in der Region für grundsätzlich legitim erklärt. In einem Flüchtlingslager dort habe er mit Menschen gesprochen, die ohne diese Intervention nicht mehr am Leben wären, berichtete Bedford-Strohm.

Statt militärischer Interventionen wünsche sie sich ein kohärentes friedenspolitisches Leitbild für alle Handlungsfelder der Bundesregierung, sagte die Präsidentin des evangelischen Hilfswerkes "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel. Weingardt kritisierte in diesem Zusammenhang, für den Aktionsplan der Bundesregierung zur zivilen Krisenprävention würden nur 33 Millionen Euro ausgegeben, während der Bundeswehr-Etat mit 33 Milliarden Euro das Tausendfache betrage.



"33 Milliarden Euro sollten für eine Armee ziviler Friedensfachkräfte investiert werden", forderte Weingardt. Das wäre eine kluge und effektive Art, Konflikte zu bearbeiten, die gerade Deutschland gut zu Gesicht stünde." Nach seiner Auffassung sei die Frage, ob zivile Konfliktbewältigung politikfähig sei, falsch gestellt. "Wir müssen fragen, ob die Politik zur Gewaltlosigkeit fähig ist."

Mit Blick auf das Morden der IS-Terrormiliz bekräftigte Weingardt, auch hier sei die militärische Reaktion nicht alternativlos. Stattdessen sollten entschlossen Waffenzuströme gestoppt, Geldströme unterbunden und die religiöse Legitimierung der IS untergraben werden.