Bischof Meister kritisiert Missionierung von Juden
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat Versuche kritisiert, Juden zum Christentum zu bekehren. Beim evangelischen Kirchentag in Stuttgart verwies er am Freitag auf das "mühsam erarbeitete" partnerschaftliche Verhältnis der evangelischen Kirche zu den Juden.
Deshalb könne er es nicht akzeptieren, wenn das messianische Judentum versuche, Juden zu missionieren. Das sei zum Beispiel vor einigen Jahren passiert, als messianische Juden sich bemüht hätten, besonders Menschen jüdischen Glaubens aus Russland zu bekehren.
Der jüdisch-messianische Theologe Richard Harvey aus London hingegen sprach von einem "postmissionarischen messianischen Judentum". Dabei gehe es eher um ein Glaubensbündnis als um Mission. Messianische Juden glauben wie die Christen, dass Jesus der Messias ist. Da sie sich aber weiterhin als Juden verstehen, können sich nur jüdische Menschen ihrem Glauben anschließen.
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Das stößt auf Widerstand der evangelischen Kirche, die sich eindeutig gegen die Mission von Juden ausgesprochen hat. Deshalb hat auch der Deutsche Evangelische Kirchentag eine eigenständige Präsentation messianischer Juden erneut abgelehnt.
Einen Austausch der Positionen sollte es aber bei einem "theologischen Gespräch" am Freitag bei dem Protestantentreffen geben. Neben Harvey und Meister nahm daran der jüdische Erziehungswissenschaftler und ehemalige Leiter des Fritz-Bauer-Instituts, Micha Brumlik, teil. Nach vielen Diskussionen im Vorfeld war die Veranstaltung mit Spannung erwartet worden, der Saal in der Liederhalle war überfüllt.
Für Brumlik gibt es "keine sachlichen Argumente", dass Jesus für Juden der erwartete Messias sein sollte. Meister bezeichnete es als "immanente Anmaßung", dass Harvey die messianischen Christen als "missing link" zwischen Judentum und Christentum bezeichnete. Dahinter stehe eine evolutionsbiologische Vorstellung. Das Christentum sei aber nicht die Fortentwicklung des Judentums, das als unverbrüchlicher Bund mit dem Volk Gottes verstanden wird.
Auch Harvey betonte immer wieder den Bund Gottes mit dem Volk Israel, an den er ebenso glaube wie an Christus als Messias. Doch als Judentum und Christentum sich trennten, sei auch die "Wahrheit gespalten worden", sagte Harvey. Die messianischen Juden seien nun sozusagen die Kinder dieses getrennten Ehepaars.