"Nichts tun und sich in Gegebenes zu fügen, das ist keine Option", sagte sie am Donnerstag in ihrer Bibelarbeit zum Thema "Klug handeln - mit dem Mammon?" Sie interpretierte das biblische Gleichnis, in dem ein Geschäftsführer, der kurz vor seiner Entlassung steht, den Schuldnern eigenmächtig große Teile ihrer Verbindlichkeiten erlässt. Von Jesus wird der "Verwalter der Ungerechtigkeit" dafür ausdrücklich gelobt.
Aus Sicht der Katholikin Nahles, die seit Ende 2013 Ministerin ist, öffnet Jesus mit dieser Geschichte völlig neue Perspektiven. "Er kommt zu Schlüssen, die verstören, die verärgern." Denn der windige Geschäftsführer habe seinen Arbeitgeber massiv betrogen: Es sei um sehr viel Geld gegangen, "beileibe nicht um Peanuts". Und doch habe der Verwalter Jesus zufolge klug gehandelt. Er habe sich mit dem Geld der Ungerechtigkeit Freunde gemacht, "damit sie euch, wenn das Geld zu Ende geht, immer ein Zuhause geben", wie es in der Bibel heiße. Der SPD-Politikerin zufolge geht es in der Geschichte nicht um Gerechtigkeit, sondern um Freiheit, die Freiheit es eigenen Handelns.
"Alternativlos, diese Vokabel gibt es für Christen nicht."
Die Ministerin betonte, es sei fordernd, sich auf Jesus einzulassen und seinem Anspruch zu folgen: "Jesus macht keine Kompromisse." Das sei aber in der Politik meist nicht möglich. Auch sie habe erst lernen müssen, Zugeständnisse zu machen, auch wenn sie dabei mitunter "an die Grenze von Politik und Glauben" stoße, etwa bei der Präimplantationsdiagnostik oder der aktuell diskutierten Sterbehilfe.
Die Kernbotschaft der Bibelstelle sieht Nahles darin, dass Jesus aufruft, vorhandene Spielräume zu entdecken, fantasievoll zu sein und die Lebensumstände zu verändern. Eine Aussage, die auch heutzutage noch uneingeschränkt gelte: "Alternativlos, diese Vokabel gibt es für Christen nicht. Es gibt immer einen Ausweg, es gibt immer Spielraum." An die Zuhörer appellierte sie: "Seid frei, macht euch frei, handelt, lebt."