Die erste Kirchenkonferenz der Nachkriegszeit, die vor siebzig Jahren im Diakoniezentrum "Hephata" in Treysa stattfand, gilt als Geburtsstunde der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem Zusammenschluss von damals 28 Landeskirchen.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm blickte in seiner Predigt am Samstag auf die Anfänge im Jahr 1945 zurück: Im August seien die 120 hohen Herren in schäbigen Anzügen und mit Kartoffeln im Gepäck nach Treysa gereist. Drei Tage lang hätten sie Pläne für einen Neuanfang der evangelischen Kirche Neuanfang diskutiert, "wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können".
Bedford-Strohm ging auch der Frage nach, woher die in Treysa Versammelten die Kraft nahmen und sagte: "Die Antwort ist im Grunde ganz einfach, und im Konkreten doch ein unablässiges und oft mühevolles Unterfangen: Durch das Hören und Sich-Ausrichten auf Gottes Wort und Gottes Geist." Dies gelte auch heute noch für die Kirche, die immer wieder neuen Herausforderungen begegne. Aus dem Glauben wachse auch eine Verantwortung: Dass die Kirche sich heute mit Denkschriften an die Öffentlichkeit wende, habe in dieser Erkenntnis seine Wurzel.
Der emeritierte Marburger Kirchengeschichtler Jochen-Christoph Kaiser wies in seinem Festvortrag darauf hin, dass die damalige Versammlung bewusst als Kirchenführerkonferenz geplant gewesen war. Die Zusammensetzung sei aber umstritten gewesen. Auch habe es unterschiedliche Gruppen mit verschiedenen Zielvorstellungen gegeben. Die getroffene Vereinbarung sei schließlich als "Kompromiss von Treysa" in die Geschichtsbücher eingegangen.
Zuvor hatte Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, in seiner Begrüßung auf den tiefgreifenden Wandel der Gesellschaft in den vergangenen Jahren hingewiesen. Die Zeit der Selbstverständlichkeiten sei vorbei, sagte er. "Für unsere Landeskirchen heißt das: enger zusammenrücken, Strukturen vereinfachen und verflüssigen, aber auch entschieden, klar, deutlich und vernehmlich die Stimme des Evangeliums laut werden lassen." An dem Festakt wollten auch die ehemaligen Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber und Nikolaus Schneider, der langjährige Synodenpräses Jürgen Schmude sowie weitere ehemalige Ratsmitglieder teilnehmen.
Nach Kriegsende und Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur war die Versammlung von Treysa 1945 zu dem Schluss gekommen, dass eine Neuordnung durch Wiederherstellung der Deutschen Evangelischen Kirche nicht möglich war. Bei der Kirchenversammlung von Treysa 1947 wurde nach Differenzen zwischen Bruderrat und Lutherrat schließlich die gemeinsame Einschätzung erreicht, "dass die EKD ein Bund lutherischer, reformierter und unierter Kirchen ist".
Verabschiedet wurde die Grundordnung der EKD 1948 in Eisenach. Die einzelnen Landeskirchen sind selbstständig, die EKD koordiniert jedoch das einheitliche Handeln der Landeskirchen, zwischen den Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft besteht. Die Aufgaben der EKD, die ihren Sitz in Hannover hat, liegen vor allem bei Fragen der öffentlichen Verantwortung der Kirche und bei den Außenbeziehungen.